Ein besseres Bildungssystem kreieren:
Die Masse zur Elite erheben
Robert Knoop, PhD
Professor Emeritus
Educational Administration
Kanada
Länder mit den besten Bildungssystem, entsprechenden Strukturen und Lehr/Lernmethoden werden ihren Bürgern einen hohen Lebensstandard bescheren.. Sie werden auch nie leiden, was auch immer in der Welt geschieht, denn durch gelernte Anpassungs- und Innovations-Fähigkeit können sie sich laufend regenerieren und auf diese Weise in der Spitzengruppe bleiben.
Läuft alles bestens, das heißt, hat eine Nation offene Systeme und organische Strukturen und ausgefeilte Methoden – was in Deutschland nicht der Fall ist – braucht man auch nur wenige Beamte. Ist jedoch alles veraltet, verkrustet und verschachtelt, verliert man die Übersicht und den Mut für Erneuerungen.
Deutschland hat den großen Vorteil, dass sich in anderen Ländern, in der EU und international, ebenfalls nicht viel tut. Die Systeme der Anderen sind genau so verkrustet und veraltet. Nur die Nordamerikaner erfinden sich immer wieder selbst. Auch nach den Banking Desaster. Die größten Verlierer waren ja die europäischen Banken, die alles geglaubt und aufgekauft haben, was ihnen die Amerikaner präsentierten. Die Kanadier waren nicht betroffen. Keine Bank ging pleite, keine Bank erhielt Zuschüsse. Warum wohl nicht?
Weil Betriebswirtschaft, Administration genannt (für Business, dem Gesundheitswesen, dem Erziehungswesen, dem Rechtswesen, u.a.), also wie man kleine und große Unternehmen leitet, in NA einen hohen Stellenwert hat. An der Harvard University, zum Beispiel, müssen Studenten einige Tausend! reale Fallstudien absolvieren, bevor sie ihren MBA Titel erhalten. Sie sind, wenn sie graduieren, sofort voll einsetzbar.
In Deutschland wird großen Wert auf die Ausbildung von Anwälten und Ärzten, also auf 1 zu 1 Situation gelegt. Die implizite Annahme ist, dass jeder Hans und Franz eine Firma mit Hundert Tausend Angestellten leiten kann. Eine irrsinnige Annahme, die dem deutschen Volk viel Leid zufügt. Daher auch die hohe Arbeitslosenquote, denn diese Leute machen laufend Fehler, weil sie von Fächern wie Management, Führung von Organisationen, Organisatorisches Funktionswesen, Entwicklung von Organisationen, etc. nicht viel wissen.
Das größte Manko des deutschen Erziehungssystems – von Schule, Berufsschule bis zu den Universitäten – ist, dass es bürokratisch ist. Die Freiheit fehlt. Wäre die Erziehung von freien Menschen durchgeführt, würde die Produktivität um mindestens 50% steigern und die Lehrer, Dozenten und Professoren um ein vielfaches glücklicher sein: sie würden mehr verdienen, sie würden mehr Jobsicherheit haben, und sie würden höhere und gesichertere Pensionen erhalten.
Als eines von 16 Bundesländern, investieren Sie einen guten Teil der eingesammelten Steuergelder in Bildung, also in die Gehirne Ihrer Bürger. Das ist auch gut so. Betrachten Sie Ihr Land als unabhängig, von Bund und anderen Ländern, als ob Sie ein eigener Staat wären. Bereiten Sie sich auf einen scharfen Konkurrenzkampf mit Nachbarbundesländern vor. Machen Sie Bildung zu 100% Ihre Domäne. Sehen Sie sich weltweit um, wie Sie es verbessern können.
Sie sind wie ein Fußballverein, der in der Bundesliga der Erziehungssysteme spielt. An welcher Stelle stehen Ihre Schulen, Berufsschulen, und Universitäten? Was würden Sie tun, wenn sie an 16. Stelle stehen? Darum geht es in diesem kleinen Beitrag: Ihnen ein paar Ideen zu geben, wie es andere Ländern machen, insbesondere Kanada, denn dieses Land, das ich sehr gut kenne, und in dem ich 40 Jahre lang gelebt und unterrichtet habe, hat meiner Ansicht nach das beste Erziehungssystem aller Nationen.
Investieren Sie nicht in Opernhäuser, Museen, opulenten Kunstgalerien, oder sonstige, nicht notwendige, Einrichtungen. Geben Sie ihr Geld für Erziehung aus. Erziehung zahlt die höchste Dividende. Reduzieren Sie ihre Gesundheitsausgaben. Die Leute müssen mitbekommen, durch Erziehung!, dass sie selbst verantwortlich für ihre Gesundheit sind, und nicht ihr Arzt. Bringen Sie den Bürgern also bei, wie man vernünftig isst, trinkt, und sich bewegt, so dass man nicht krank wird. Zum Arzt zu gehen, sollte eine große Ausnahme sein. In eine opulente Kliniken eingewiesen zu werden (welches andere Land leistet sich so viele hochmoderne, bestens ausgestattete Kliniken?), sollte eine große Ausnahme sein. Lebt man richtig, braucht man keinen Arzt. Das müssen Kinder schon in der Schule lernen. Wie man richtig leben sollte. Werte Erziehung fehlt in Deutschland.
Um es noch einmal zu sagen: Ein Land mit ausgezeichneten, offenen und organischen Systemen, Strukturen und Methoden ist in der Lage sich laufend neu zu erfinden und garantiert den Bürgern einen hohen persönlichen und beruflichen Lebensstandard.
Europäische Erziehungssysteme dienten der Welt über Jahrhunderte als Vorbild. Die goldenen Zeiten sind vorbei. Jetzt hinken die Europäer hinterher. Ihre eingefahrenen, verkalkten Systeme sind nicht mehr zeitgerecht. Sie tun sich mit Anpassung an wechselnde Zeiten und neuen Bedürfnissen schwer.
Die Einführung des Bachelor und Master Systems an deutschen Universitäten, z.B., verlief, um es milde auszudrücken, sehr unglücklich. Dabei ist das drei Stufen System (Bachelor-Master-PhD) einfach, elegant und weltweit anerkannt. Der Bachelor ist dafür gedacht, junge, rohe Menschen in interessante Menschen zu verwandeln, die sich vielseitig auskennen. Also nehmen Schulabgänger 20 Kurse (oder 40 Halbkurse), in allen möglichen Fächern, um sich in intelligente Menschen zu verwandeln. Sie studieren also für sich selbst. Damit Ihnen später die Frau oder der Mann nicht wegläuft, weil Sie selbst zu langweilig und eintönig sind. Damit Sie ein Beispiel für Ihre Kinder sein können. Nach 40 Interessengebieten, wissen Sie ebenfalls sehr genau, auf welche Weise sie Ihr Geld verdienen wollen. Ihre Arbeitsbefriedigung wird hoch sein. Sie machen keine Fehler. Dann erst, nach dem Bachelor, fangen Sie ein Master Programm an, um sich auf ein selbst gewähltes Fach konzentrieren zu können. Wollen Sie bis zur Vollendung gehen, also Experte werden, machen Sie einen PhD (Doctoris in Philosophia) auf ihrem Gebiet. Der PhD ist ein Forschungstitel. Ihn zu besitzen heißt, dass Sie Forschung auf einem Niveau betrieben haben, dass Sie Ihre Erkenntnisse in Fachjournalen veröffentlichen können.
Das deutsche Drei-Klassen Schulsystem ist ebenfalls fragwürdig, ja unnötig, dazu undemokratisch. Wer hat ein ausgezeichnetes Schulsystem? Kanada. Sie erinnern sich an die Pisa Resultate? Und diese Resultate wurden mit einem Frohsinn, einer Freundlichkeit und Leichtigkeit erzielt, die es in Europa nicht gibt. Kanada ist ebenfalls ein Vorbild dafür, wie man Neuankömmlinge integriert. Es geht reibungslos.
Nach der Schule gibt es in Kanada zwei Alternativen: ein Teil der Schulabgänger geht auf das College, der andere zur Uni. Sehr wenige verlassen das Bildungssystem. Das College beinhaltet auch das Lehrsystem.
Was folgt sind positive Aspekte der beiden nordamerikanischen Bildungssysteme. Sie dienen als Vorbild für viele asiatische Systeme. Deutschland, wie auch andere europäische Länder, könnten von den neuen Ländern lernen, wenn die Menschen sich zwingen könnten, offener für das Neue zu werden und ihre Angst vor dem Neuen abzulegen. Denn die asiatischen Länder holen schnell auf. Sie sind wissenshungriger als Deutschland. Ihre Erziehungssysteme sind den nordamerikanischen sehr ähnlich. Meine Prognose ist, sie werden einige westliche Länder bald überholen, insbesondere Indien, gefolgt von China.
Was folgt, sind Erklärungen, Erwägungen und Vorschläge, wie man das Bildungssystem – Schulen, Berufsschulen und Universitäten – verbessern könnte.
Schulen
Kanada hat ein wahrhaft demokratisches Schulsystem. Es gibt nur zwei Arten von Schulen: Grundschule und Oberschule. Die Besteuerung ist ähnlich wie in den USA, basiert auf Grundstückssteuer. Aber die Aussonderung findet anders, demokratischer, statt. Alle gehen zur gleichen Schule, je nach geografischer Lage und nicht nach Einkommen. Die ersten 8 Jahre geht man zur Grundschule (Elementary School), die nächsten 4 zur Oberschule (Secondary School) meist High School genannt.
Die USA hat ein elitäres Schulsystem. In den USA versuchen die oberen 20% der Bevölkerung sich schon von Anfang an von der Masse abzusondern. Sobald ein Kind zur Welt kommt, oft schon vor der Heirat!, wird es in den “besseren” Schulen angemeldet. Da das Schulsystem in den USA, wie auch in Kanada, teilweise von den Kommunal Steuern (property tax) bezahlt wird, können sich reiche Gemeinden, mit Durchschnitts-Häuserwerten von sagen wir $500,000, für die Bürger jährlich ungefähr $30,000 bis 40,000 Grundstücksteuer zahlen, die besten Lehrer aussuchen. Alle anderen Schüler werden nicht in das exklusive System hinein gelassen. Das meinen die Amerikaner bei “Eliteschulen”: nur die Elite darf sie besuchen.
In der Grundschule ist das Curriculum für alle Schüler gleich. Der Lerninhalt wird von Gruppen der besten Lehrer und von Universitätsprofessoren in den Erziehungswissenschaften bestimmt. Ich war z.B. dabei, als das Mathematik Curriculum in Kanada für Schuljahre 1 bis 12, durch Aussortierung, Neuorientierung und Modernisierung des Inhalts, um drei Jahre gekürzt wurde. So konnten die Universitäten ihren eigenen Einführungskurs in Mathematik drastisch kürzen.
In der Oberschule (es gibt keine Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien, auch fast keine Privatschulen, denn diese könnten mit den öffentlichen Schulen nicht konkurrieren) werden zwei Arten Kurse offeriert: die eine Art führt zum College, die andere zur Universität. Schüler und Eltern haben die Kurswahl. Schüler, die College Kurse nehmen, können sich, auf Rat der Lehrer, und nach Absprache mit den Eltern, auch Uni Kurse aussuchen. Bestehen sie einen Kur, können sie weitere Kurse nehmen. Zum Schulabschluss benötigt jeder Schüler eine gewisse Anzahl von Kursen, die dann zum College oder zur Universität führen.
So genannte guidance counsellors beraten die Studenten während ihrer ganzen Oberschulzeit. Sie geben Kurse und führen Einzelgespräche mit Schülern und Eltern. Eine Durchschnittsoberschule hat ungefähr ein halbes Dutzend dieser beratenden Lehrer. Sie stellen sicher, dass sich Schüler und Eltern genau mit dem erzieherischen Möglichkeiten auskennen und somit optimale Entscheidungen für die Zukunft ihrer Kinder treffen können.
Die PISA Studien belegen eindeutig, dass das kanadische System eines der besten Systeme der Welt ist. Lernen in Kanada, und in den USA, bringt Spaß! (Fragen Sie Tom Burow, der hat den Unterschied an seinen eigenen Kindern gespürt; auch übertreibt er nicht). Das Schulleben in NA ist easy-going! Die Stimmung ist positiv. Es sind die Werte des Kontinents. Die Lehrer sind freundlich und zuvorkommend. Das spiegelt sich in der ganzen Gesellschaft wieder. Lehrer werden sorgfältig ausgesucht und sind bestens geschult.
Lehrer in Kanada sind freie Agenten. In anderen Worten, ein Lehrer “drüben” ist kein Beamter. Das hat viele Vorteile für die Öffentlichkeit und für die Lehrer selbst. Den kanadischen (oder amerikanischen) Lehrern geht es in allen Belangen besser als den deutschen Lehrern. Sie verdienen mehr Geld. Sie sind, wie gesagt, freie Agenten, sie können nach Belieben Schulen, Schuldistrikte, sogar Provinzen wechseln. Dabei genießen sie alle Vorzüge, die Lehrer hier haben. Sie sind unkündbar, sobald sie nach ein paar Jahren der Einführung ein permanentes Lehr Zertifikat erhalten. Sie können auch zeitweise austreten, dann wieder eintreten, z.B., um ein Kind zu bekommen und es die ersten Jahre zu betreuen.
Lehrer haben ihre eigene Pensionskasse. Sie zahlen, wie in Deutschland, monatlich eine gewisse Summe ein. Ihr Geld wird dann von professionellen kanadischen, nicht amerikanischen, Finanzberatern angelegt. Pensionsansprüche werden von den Zinsen bezahlt. Das eingezahlte Geld bleibt als Kapital vorhanden. Die jeweilige Provinzregierung garantiert den Pensionsplan der Lehrer.
Der Unterricht wird interessant gestaltet. Die Lehrer haben an den Unis verschiedene Unterrichtsmethoden gelernt. Zum Beispiel, self-directed learning, group leaning, peer learning, etc. Jedes Department (z.B., English, Physics, Physical Education) in der Schule hat ein eigenes Budget. An Geld mangelt es selten, denn, wie gesagt, Geld für Bildung hat in Kanada immer Priorität. Auch die einfachsten Fabrikarbeiter wollen, dass ihre Kinder voran kommen. Bildung ist der höchste Gesellschaftswert. Und wenn man viel weiß, weiß man, das man wenig weiß (der Durchschnittsmensch weiß ungefähr 12 Milliardstel des zu Wissenden, ein Genie 15 Milliardstel, also immer noch äußerst wenig. So entsteht Bescheidenheit. Natürlich gibt es aufgesetzte Leute. Aber sie werden gesellschaftlich gemieden.
Testen Sie diese Aussage. Fahren Sie einmal nach Kanada. Sie werden eine positive Einstellung zum Leben und Land finden. Die Leute sind freundlich und hilfsbereit. Eben gebildet. Man kann mit fast jedem Kanadier über alle möglichen Themen intelligent kommunizieren.
Das gilt auch für die Schule. Intelligente Schüler helfen den nicht so intelligenten bei den Hausaufgaben, die in der Regel in der Schule bewältigt werden, denn der Schultag ist lang, von 9 bis 15.30, und bietet genug Zeit um das Gelernte zu internalisieren. Meist werden die letzten 15 Minuten des Unterrichts den Hausaufgaben gewidmet. Es herrscht die allgemeine Ansicht, dass Schüler nicht länger als Erwachsene arbeiten sollten, also 40 Stunden die Woche. Und da viele Schüler per Bus zur Schule gefahren werden, oder lange zu Fuß laufen müssen, sind sie oft schon um 7 Uhr auf den Beinen und kommen erst gegen 5 Uhr nach Hause. Sie arbeiten also länger als die Eltern.
In Toronto (5.3 Millionen Einwohner) gibt es viele Schulen, die zu 90% aus Einwanderern bestehen. Die Lehrer sind Kanadier. Einige dieser Immigranten Schulen übertreffen die einheimischen Schulen in den Prüfungsergebnissen. Die Namen und Noten der besten Schüler aller Oberschulen werden in den Zeitungen veröffentlicht. Ein Beispiel: “Tsu Chen, Simcoe High School, Notendurchschnitt A; A+ in Mathematik und Chemie“. Alle Schüler und Eltern wissen, es gibt nur einen Weg nach “oben“: durch Bildung.
Da Lehrer die Tests und Prüfungen bestimmen, die Zensuren vergeben, und weil sich auf diese Weise leichte Unterschiede in den Bewertungen zwischen Schulen ergeben können, haben viele Universitäten eine Formel entwickelt um Noten zu standardisieren. Zensuren der Oberschule X werden z.B. leicht aufgewertet, während die von Schule Y leicht abgewertet werden. Der sozialen Gerechtigkeit wegen, damit Chancengleichheit besteht, um an der besten Uni aufgenommen zu werden. So ist das ganze Wertesystem fair und gerecht. Daher braucht Kanada nicht tausende Regeln und Gesetze.
Im ganzen Bildungssystem in Kanada gibt es keine Bürokratie. Die Provinzregierung und Kommune dienen als Geld Einsammler und Verteiler. Alles Wichtige läuft auf privater, sprich, demokratischer Basis ab. Das ganze Land ist in Schuldistrikte aufgeteilt. Jeder Schuldistrikt (school board) ist autonom. Die Board Mitglieder werden von der Bevölkerung des Distrikts gewählt. Zu der Zeit verwandelt sich jeder Schuldistrikt in ein Meer von Plakaten,(weitaus mehr Plakate als bei den Landeswahlen). Es zeigt wieder einmal, wie wichtig den Bürgern die Bildung ist. “Mit Bildung kannst du alles erreichen”! ist jedem Kanadier bewusst. Es ist ihr oberster Wert.
Die direkt gewählten schoolboard Mitglieder ernennen einen Direktor of Education und verschiedene Superintendents (meist ehemalige Lehrer und Schulleiter). Jeder Superintendent ist für 6 bis 8 Grundschulen und 2 bis 4 Oberschulen verantwortlich. Andere Superintendents sind für den Lehrinhalt (das Curriculum) verantwortlich. Jeder Superintendent stellt für seinen oder ihren Distrikt Lehrer und Schulleiter ein. Die Positionen werden in den nationalen Zeitungen veröffentlicht. Ziel ist, die besten Fachkräfte anzuziehen. School Superintendants sind also für den gesamten Schulablauf verantwortlich. Wenn irgendetwas nicht optimal läuft, klingelt bei den Superintendents das Telefon, auch um Mitternacht noch. Dazu gibt es regelmäßig Elternabende, wo der Fortschritt der Sprösslinge in Detail besprochen wird.
Im letzten Schuljahr (12. Klasse) besuchen Vertreter der umliegenden Colleges und Universitäten die Schulen, um zu werben. Sie sind an den besten Schülern interessiert und bieten ihnen oft Scholarships (Stipendien) an. Die Schüler sind ohnehin durch regelmäßiges Counselling (das sich über vier Jahre erstreckt) bestens informiert. Die Schulberater helfen Bewerbungen auszufüllen und ihre Studenten direkt an die Uni zu vermitteln. Die Oberschulen konkurrieren. Jede Schule versucht so viele Graduates (Graduierte) wie möglich in den besten Unis und Colleges unterzubringen. Es erhöht ihren Ruf und das Gehalt der Lehrer.
Oberschulen bieten abends auch Abiturfächer für Erwachsene an. Dieses Angebot ist insbesondere bei Immigranten sehr beliebt. Lehrern wird der extra Arbeitsaufwand durch gute extra Besoldung (z.B., €60 die Stunde) schmackhaft gemacht.
Es ist zur professionellen Gewohnheit geworden, dass Lehrer ihre Qualifikationen durch Abendkurse an den Erziehungsfakultäten der lokalen Universitäten verbessern, um auf diese Weise auf eine höhere Gehaltsstufe zu kommen und ihre Chancen auf Promotion zum Abteilungsleiter, Vize-Schulleiter, und Schulleiter, oder, für Schulleiter, auf Superintendent oder Direktor, zu erhöhen.
Lehrer lernen von und hören auf ihre Schüler. Wenn introvertierte Schüler am liebsten in der Schulbibliothek lernen, dürfen sie es. Wenn andere Schüler vorschlagen, ob sie nicht in Gruppen lernen können, unterstützen die Lehrer diesen Vorschlag. Wenn Schüler vorschlagen, ein Thema debattieren zu wollen, oder das nächste Thema selbst, anstelle des Lehrers, vortragen wollen, oder eine kontroverse Ansicht aus zweierlei Sicht betrachten wollen, können sie es. Der Lehrer wird dann zum Schüler. Er lernt von den Schülern. Gemeinsames interaktives Lernen heißt der Prozess.
Berufsschulen (Colleges)
Kanada hat anderen Nationen gegenüber den großen Vorteil, dass Neuankömmlinge im Land sofort in das Erziehungssystem mit einbezogen werden. In Kanada ist Lernen so begehrt wie in Indien oder China. “Ohne eine gute Erziehung kommst du nicht voran”, ist das Motto, das jeder kennt. Auch die Colleges vermarkten ihre Programme aktiv. Sie warten nicht, bis jemand kommt, sie ziehen die Menschen an – durch bedeutungsvolle, benötigte Kurse.
Jedes College ist unabhängig und frei. Es wurde durch Steuergelder nur ins Leben gerufen und wird teilweise durch Steuergelder am Leben erhalten. Ansonsten richtet sich jedes College nach den Bedürfnissen der Bürger und der Arbeitgeber. Die Regierung hat wenig Interesse oder Einfluss auf das College. Beide Zielgruppen, Arbeitgeber und potentielle Arbeitnehmer haben Sitze im College Board of Direktors. Arbeitgeber fühlen sich daher für die Platzierung von Studenten verantwortlich.
Ein College bietet Hunderte. Karriere fokussierte, ganztägige Programme an. Colleges sind eine Art Lehre. Man kann aber auch einen Bachelor degree erwerben. Sie sind also auch eine Art Hochschule.
Colleges sind enorm flexibel. Sie unterrichten in traditionellen Klassenzimmern, on-the-job, also direkt in Firmen, oder per online. Sie sind, wie Schulen und Universitäten, von früh morgens bis spät abends geöffnet. Fast alle Colleges haben Satelliten Campuse.
Colleges offerieren auch von der Industrie-angeregte Programme, mit den neuesten Technologien und Räumlichkeiten, die oft von der Industrie bezahlt werden.
Professoren und Instruktoren haben oft Industrie Erfahrung und gute Verbindungen zur Industrie. Sie helfen vielen Studenten zu Jobs.
Fast alle Colleges offerieren Distance Education. George Brown College in Toronto, hat z.B. mehr als 13,000 online Studenten, auch in technischen Domänen, wie z.B. elektronics, robotics, PLC (programmierbare logische Kontrollsysteme). Graduates werden von wachsenden Industrien nur so aufgeschnappt.
Einige Kurse werden als “Lernpakete” angeboten. Das können z.B. 20 oder 30 selbst gesteuerte Module auf DVD sein, sowie online Ressourcen, z.B., computerisierte Simulation elektrischer Labors. Hollywood lässt viele Zeichentrickfilme von den Ontario Colleges entwerfen. Sie sind auf diesem Gebiet Weltspitze.
Studenten haben jederzeit Telefon Zugang, um individuelle Hilfe anzufordern. Eine typische Annonce: “Unsere award-winning Programme können sie in 32 Wochen Teilzeit absolvieren. Sie können jederzeit anfangen, gleich in welchem Land Sie sich aufhalten.” Oder: “Wir offerieren on-the-job Training für über 200 Firmen, wie z.B., Boeing Aerospace, Ford, Hewlett Packard, Motorola, etc. Oder, für Firmen: “unsere Partner aus Handel und Industrie werden in der Programm Entwicklung voll eingebunden“. Oder: “Wir offerieren technische Programme: Design, Installation, Programmierung und Service von Systemen.” Oder: “Studenten aus 30 Ländern bedienen sich unserer Programm Offerten.” Oder. “Es gibt 1,500 Colleges in den USA. Trotzdem bevorzugen Tausende von Amerikanern unsere Programme”.
Das kanadische Erziehungssystem ist so aufgebaut, dass sehr wenige junge Menschen “durch die Ritzen” fallen, also keinen College oder Universität Abschluss haben. Fallen sie trotzdem durch und wachen erst später im Leben wieder auf, ist es nie zu spät, wieder in den Erziehungszyklus einzusteigen. Ich erinnere mich an eine 80zig jährige Frau, die unbedingt noch vor ihrem Ableben in ihrem Fach promovieren wollte. Und das tat sie auch.
Wenn man für etwas zahlen muss, schätzt man es. In Nordamerika wird erwartet, dass man nach der Oberschule für eine weitere Erziehung zahlt. Erziehung muss sich “lohnen”. Daher gibt es “drüben” 5 Monate Sommerferien, damit Studenten arbeiten können, und sich das Studiengeld das nächste Semester zu verdienen. Da man bezahlt, hat man auch Ansprüche. Jeder Kurs wird bewertet. Sind die Bewertungen nicht hoch, wird der Kurs verändert oder der Dozent ausgewechselt. Leistung, nicht Dienstzeit, sind die Hauptkriterien für Gehälter und Gehaltserhöhungen.
Colleges in Kanada offerieren kreative, zusammen mit den Arbeitgebern ausgeklügelte, in depth (in die Tiefe gehende) Kurse, um Studenten fähiger und wertvoller für den Arbeitgeber zu machen. Die enge, direkte Nähe zwischen Arbeitgebern und den Colleges, ohne jede Einmischung vom Staat oder semi-staatlichen Einrichtungen, ist erstaunlich. Management größerer Unternehmen sitzen auch im Kontrollrat der Colleges und fühlen sich für die eigene Firma und für das College verantwortlich.
Ein Beispiel: Eine industrielle Firma ruft an und sagt, wir brauchen eine gewisse Anzahl von diesen oder jenen Fachkräften. Das College konstruiert, je nach Bedarf, einen spezifischen oder allgemeinen Kurs zusammen mit der Firma und bietet ihn an.
Ich erinnere mich an ein Beispiel, das ein Student (Alter: Mitte Dreißig, Ingenieur von Beruf, frisch aus Europa eingereist, als Arbeit für einen Uni Kurs “Organisational Behavior”einreichte. Dieser junge Mann konnte keine Anstellung finden. Als er von den Colleges erfuhr, ging er nach Hamilton und besuchte die Firma Steel Company of Canada. Er fragte an, ob sie Fachkräfte auf speziellen Gebieten benötigten. Ich werde mit dem Mohawk College verhandeln und ihnen einen Vorschlag machen. Die Stahlfirma traf darauf ein Abkommen mit dem College, baute dem College ein neues Gebäude, und überliess von da ab alles Training dem College. Natürlich gegen Entgelt. Der Ingenieur wurde Manager des Projects und hatte somit einen Job. Später wurde er Dekan am gleichen College.
Universitäten
Prognose: Innerhalb von zehn bis zwanzig Jahren (in Deutschland dreißig) werden in den Industrieländern der Welt viele öffentliche Universitäten geschlossen werden. Warum? Weil es bessere, effizientere kostengünstigere Alternativen gibt. Jetzige Unis werden ersetzt durch, oder umgewandelt in, private und öffentliche Online Universitäten. Warum? Weil der Zeitgeist und die Technologie sich geändert hat und weil Online Universitäten flexibler und innovativer sind. Universitätsgebäude werden nicht mehr gebraucht. Sie werden verkauft werden oder leer stehen. Denn welcher Student will sich dann noch eine Vorlesung anhören? Sie stehen dann ja alle im Internet. Alles, was ein Professor zu sagen hat, wird im Internet zu lesen oder zu hören oder zu sehen sein. Durch Online Universitäten kommen Studenten aus der ganzen Welt zusammen. Dank Google können Arbeiten von Studenten, und Kommentare von Professoren, die, sagen wir, auf Deutsch geschrieben wurden, mit einem Maus Klick in jede Sprache der Welt übersetzt werden. So wird es kommen, in Windeseile.
Ob man es einsehen will oder nicht, amerikanische Universitäten geben in der Welt immer noch den Ton an. Kennt man sich mit ihrem System aus, weiß man, was weltweit kommen wird. Die USA führt, andere Länder folgen. Nur haben die Europäischen Universitäten wenig Ahnung davon, was in anderen Ländern vorgeht. Noch kümmert es sie, weil sie ja nur von Beamten bestückt sind. Sie brauchen nicht zu konkurrieren. Daher gibt es auch keine Veränderungen. Sie gehen stur den altbewährten Weg, auch wenn er noch so schlecht ist. Sie setzen damit ein negatives Beispiel für das ganze Volk, das (daher?) auch keine Veränderungen will. Irgendwann muss man sich jedoch einen Ruck geben und Verbesserungen einführen. Auch gegen den Willen der Studenten. Besser, Studenten müssen in Erneuerungen von Anfang an mit einbezogen werden.
Die schärfsten Konkurrenten der USA kommen aus Indien und China, nicht aus dem müden Europa. Die Europäer sind bloß “followers”. Sie spielen kaum eine Führungsrolle im Universitätswesen. Sie wissen nicht, wie man die Jugend der Welt am besten ausbildet. Sie machen nur so weiter, wie es mal war. Sie zehren von der einst blühenden Vergangenheit. Aber das reicht nicht. Ihre Systeme werden im Ausland als alt, verkalkt und überholt angesehen. Daher studieren hier auch nur wenige Ausländer. Jetzt, jedoch, wo die Länder für Universitäten verantwortlich sind, ist eine gute Zeit, das System einmal richtig umzukrempeln. Fragen Sie z.B. deutsche Studenten, die ins Ausland abgewandert sind, warum sie gingen. Oder fragen sie ausländische Studenten, was sie für gut oder schlecht finden. Oder unternehmen Sie selbst Studienreisen und erforschen Sie selbst, wie andere Nationen “es” machen. Sammeln Sie auf diese Weise Ideen, die Sie dann hier mit einfließen lassen.
Das US System hat auch Nachteile. US Universitäten werden mehr und mehr zu Profit Organisationen. Elite Universitäten dienen der Elite. Daher der Name, und nicht, weil der Unterricht elitär ist. So hält sich die in den USA sehr ausgeprägte Geld- und Machtelite durch extrem hohe Gebühren die Masse vom Leib! Die Engländer machen es, seit eh und je, genau so. Und die Deutschen? Wissen sie, was sie wollen? Oder bewegen sie sich im Niemandsland?
Finanzdirektoren der US Elite-Unis geben international den Ton an. Ihre Methoden sind einfach, fast primitiv: Professoren werden ausschließlich nach Leistung bezahlt. Wer nicht produziert (das schließt Noten für den Unterricht mit ein, plus Publikationen, dazu eingebrachte Forschungsgelder) bekommt keine Gehaltserhöhung, oder wird entlassen. Das heißt, ihr Kontrakt wird nicht erneuert.
In Nordamerika werden mehr und mehr Kurse, an fast allen Universitäten, auch in Colleges, online gegeben. In absehbarer Zeit werden fast alle Kurse, weltweit, online gegeben werden. Normale Unis, wie wir sie jetzt kennen, wird es nicht mehr geben.
Hier ist ein Beispiel (Stand: Januar 2010). Louise, ein Jungian Analyst, wohnt in Florida, macht aber ihren PhD an einer Midwestern Elite Uni. Sie zahlt $2,400 für einen online Credit. Für einen 6 Kredit Kurs zahlt sie also $14,400. Bisher hat sie drei Kurse von nur einem Professor genommen. Sie hat für diese drei Kurse also $43,000 an die Uni bezahlt. Die (akademisch bekannte und respektierte) Professorin bekommt $3,000 bis $4,000 pro Kurs “extra” zum Grundgehalt. Bis vor kurzem hatte der Professor maximal 25 Studenten pro online Kurs. Die Zahl 25 wurde gerade auf 50 erhöht. Der Professor erhält also, sagen wir $3,000, und bringt der Universität für einen 3 Credit Kurs 50 x $2,400 x 3, das ist $36,000 ein. Das ist ein Profit von $36,000 – $3,000, Unkosten, also netto $33,000. In anderen Worten, an jedem online Kurs verdient die Elite Uni, runden wir es ab, $30,000, ohne einen Pfennig Ausgaben. Schreckt das die Studenten ab? Im Gegenteil. Jedes Jahr steigt die Anzahl der Bewerbungen, trotz Anhebung der Eintrittsbestimmungen.
Lernen die Studenten online weniger? Mit Sicherheit nicht. Durch Skype können die Studenten den Professor und die Mitstudenten sehen und mit ihnen reden. So entsteht, was normalerweise in Seminaren passieren sollte: socially constructed knowledge, gemeinsam konstruiertes, oft neues Wissen.
Jetzt werden die US Elite-Unis noch gieriger. Sie haben das Geldgeschäft ja von den Bankern gelernt (die ihr Wissen meist von eben diesen Elite Unis haben). Mehr und mehr Kurse werden nur noch online gegeben. Kurse werden wie verschiedene Computermarken behandelt. Durch Googles sofortiges Übersetzungsprogramm können Sie und Ihre Kinder in naher Zukunft Kurse von den besten Gehirnen der Welt nehmen, die ihr Wissen durch das Medium “Eliteuniversität” weitergeben. Vorlesungen, eine tolle Idee vor zweieinhalb Tausend Jahren, sind passee.
Trotz dieser Kritik am amerikanischen System gibt es auf der ganzen Welt keine besseren Forschungsuniversitäten als die amerikanischen. Sie sind enorm kreativ. Sie waren verantwortlich für die amerikanische Vorherrschaft in Sachen Intelligenz und Technologie auf fast allen Gebieten (nur nicht im Autobau). Vor zehn Jahren produzierten die hundert besten Universitäten weltweit ein Drittel aller peer-revidierierten wissenschaftlichen Artikel. In den letzten vier Jahren gingen drei Viertel der Nobelpreise für Wissenschaft und Economics an die USA. Die besten Studenten der Welt wollen in den USA studieren, und die besten Akademiker wollen dort unterrichten. Je niedriger die USA in Krisenzeiten sinken, desto höher steigt ihr Phoenix nach der Rezession.
Einiges haben sich die Amerikaner von den Kanadiern abgeguckt. Harvard University, USA, und University of Western Ontario, Kanada, haben z.B. ein Fakultätsaustausch Programm. So lernt eine Uni von der anderen, mit dem großen Unterschied, dass die Kursgebühren in Kanada nur ein Bruchteil der amerikanische sind. Also studieren viele Amerikaner in Kanada, und nur wenige Kanadier in den USA.
Was passieren wird, ist, dass Studenten eventuell Kurse von allen möglichen Universitäten auf der Welt nehmen, jeder Kurs sogar zu verschiedenen Preisen (Kursgebühren). Die betroffenen Universitäten werden ein Abkommen haben, Kurse anderer akkreditierter Unis anzunehmen. Sie machen also einen Master of Arts in Philosophie oder Psychologie und bestimmen selbst (vorausgesetzt, dass die Alma Mater, also diejenige Uni, von der sie angenommen wurden) zustimmt. Aber welche Kurse ein Student sich von den verschiedenen Unis weltweit auswählt, bestimmt der Student. Selbstmanagement des Lernens, heißt diese Art des Lernens. Die Universitäten leisten auf diese Weise “Dienst am Menschen” und bestimmen nicht auf diktatorische Art, durch welche Ringe die Studenten zu springen haben, um ihr Stück Papier zu bekommen.
Es wird also auch in Europa eine Zeit kommen, und diese Zeit ist absehbar, wo der Staat beim Universitätsstudium nicht mehr involviert ist. Er wird durch neue, von Außen kommende Systeme überflüssig gemacht werden, besser gesagt, ausgehebelt, entmachtet werden. Ohne diesen Trend verhindern zu können. Er wird ebenfalls gezwungen, das durch die Umgliederung gesparte Geld an Studenten weiterzugeben, die sich auf diese Weise international Kurse kaufen können.
Eine kanadische Fallstudie: Haben Sie schon einmal von der Athabasca University gehört? Wohl kaum. Sie ist eine Online & Distance University im Norden Albertas (das ist die Provinz, die in Öl, und daher in Geld, schwimmt). Sie offeriert 90 undergraduate (Bachelor) und graduate (Master und PhD) Programme, 700 Kurse, hat 1200 sorgfältig ausgesuchte Fakultätsmitglieder die irgendwo in der Welt wohnen und meist an einer einheimischen, z.B., deutschen, Uni unterrichten. Athabasca hat 37,000 Studenten, die in 84 verschiedenen Ländern wohnen, von denen 81% neben dem Studium noch arbeiten. Athabasca hat ein kollaboratives Abkommen mit 350 Universitäten in der ganzen Welt. Auch Studenten ohne Abitur werden angenommen (wie es an allen kanadischen Universitäten der Fall ist, wenn Sie über 25 Jahre alt sind!!!!!). Bestehen sie der ersten Kurs, können Sie mehr Kurse nehmen. Bestehen sie einen oder mehrere Kurse nicht, können Sie sich ein anderes Studiengebiet aussuchen. Auf jeden Fall lernen Sie dazu. Immigranten, besonders aus Europa, sind hocherfreut über diese einfache aber in Europa so unbekannte großzügige Freiheit. Kanadier kennen es nicht anders. Das Motto von Athabasca ist: excellence, openness, flexibility and innovation. Kanadier zahlen $156 für einen Credit; Nicht-Kanadier das Doppelte. Ein 4-Jahres Bachelor Studium besteht aus 120 Credits. Die Universität wird allerdings finanziell großzügig von der Alberta Provinzregierung unterstützt, weil diese Regierung sonst nicht weiß, was sie mit ihrem vielen Geld machen soll..
An der Oxford Universität in England musste man das PhD Studium in Chemie vor einigen Jahren aufgeben, weil es, der Kosten für Geräte und des Labors wegen, zu teuer war. Von virtuellen Labors haben die Engländer wohl noch nicht gehört. Aber fast alle 14 Jährigen heutzutage kennen virtuelle Welten aus ihren Computer Spielen. Da gibt es virtuelle Schränke, die alle Geräte enthalten, die man sich vorstellen kann. Was nicht vorhanden ist, kann im virtuellen Labor zusammengesetzt werden. Die kanadischen Online-Colleges, nicht die Universitäten, sind die Marktführer auf diesem Gebiet.
In Kanada und den USA wird “transformierendes Lernen” für Erwachsene (adult education) mehr und mehr zur Standard Unterrichtsmethode. Es ist eine Methode, um es kurz zu fassen, die Massenmenschen in Individuen verwandelt, also eine Methode, die Unterrichtsstoff nicht nur internalisiert sondern auch individualisiert. Ziel ist, den Lerner positiv zu bereichern. Er oder sie lernt also nicht nur für die Prüfung am Dienstag Morgen, um das auswendig Gelernte wieder “auszukotzen”, wie einige Studenten es nennen, um das Gelernte dann gleich nach der Prüfung im Gehirn wieder zu löschen, sondern das Gelernte wird in einer Gruppe Gehirnzellen gespeichert und, mit der Zeit und neuem Lernen verstärkt, damit es zu einem festen Bestandteil im Gehirn des Lerners wird.
Vorlesungen gibt es seit 2 1/2 Tausend Jahren. Es ist immer noch die dominante Unterrichtsmethode, vom Kindergarten bis zum Uni Studium. Einer doziert und die anderen haben zu folgen. Vorlesungen zu halten ist immer noch die Hauptmethode zur Wissensvermittlung an Universitäten auf der ganzen Welt! Man baut im IT Zeitalter sogar noch mit großem Aufwand Vorlesungssäle! Zig-Millionen Schüler und Studenten werden weltweit gezwungen, sich zu einer gewissen Zeit im Hörsaal zu versammeln, um einer Person zuzuhören!! Unglaublich. Es zeigt uns, wie ungeprüfte Annahmen überleben können. Und das in der höchsten Lerninstanz, der Universität.
Würden Professoren das, was sie zu sagen haben, ins Internet stellen, oder DVDs anbieten, auf denen sie die Sache selbst vortragen, könnten Vorlesungen ein einigermaßen effektives Lernmittel sein. Ansonsten sind Vorlesungen eine Zumutung. Nur, was machen Professoren, wenn sie keine Vorträge halten können? Sie werden nicht mehr gebraucht. Sehen Sie, wie sich die Erziehungssache entwickelt? Ein einziger Professor (oder Schauspieler), könnte, wenn man es so wollte, eine erstklassig Vorlesung über Thema X ins Internet setzen und somit die ganze Welt erreichen, wenn man Google’s automatische Übersetzung mit einbezieht.
Ich hoffe, Sie sehen, wie sich die Rolle der Uni in Kürze verändern wird. 90% der Gebäude und des Personals wird eventuell nicht mehr benötigt. Dazu werden die Vorlesungen der Besten bis aufs kleinste “gefeilt” und mit allen Medienkünsten “bestückt”, damit sie wie Drogen auf Studenten wirken und auch die Schwerfälligsten begeistern können. Diese Art von Vorlesung kann dann erweitert werden, indem sie Hörern oder Lesern eine Reihe von Anregungen gibt, die sich ebenfalls mit dem Thema befassen, z.B., Dokumentarfilme, Aufführungen, Interviews, etc. Diese Art von Vorlesung wird dann zu einem Lernereignis, einem anregenden Abenteuer, ja zur Sucht. Lernen auf Sucht aufzubauen wäre kein schlechtes Lernziel. Vielleicht könnte die Pharma Industrie, immer darauf aus noch mehr Geld zu verdienen, ja Lernsucht Pillen oder Spritzen entwickeln, die dann von Geburt an regelmäßig eingenommen oder eingespritzt werden. Auf diese Weise werden wir armen Geschöpfe plötzlich weltweit zu Übermenschen. Aber was machen Übermenschen ohne Untermenschen?
Es gibt übrigens mehrere Lernebenen, nicht nur “Wissen” per se. Etwas auswendig zu lernen ist die unterste, primitivste Art des Lernens. Man muss auch verstehen, was man gelernt hat. Auf der nächsten Ebene muss man das Verstandene anwenden können. Jetzt wird es erst richtig interessant. Man muss, was man gelernt hat, auch analysieren können, das heißt, man muss lernen, es auseinander zu nehmen, um dann auf neue Art und Weise, oder in anderen Situationen, wieder zusammensetzen zu können. So entstehen Innovationen. Es gibt noch eine höhere Lernebene: die Synthese. Hier wird das Gehirn angeregt, Information, Konzepte, oder Positionen aus verschiedenen Quellen in einen neuen Gedanken oder ein neues Produkt zu verwandeln.
Persönliche Erfahrungen. Nach dem ersten Semester als frischer Assistant Professor (den Titel lecturer, Dozent, gibt es in Nordamerika kaum noch) an der Concordia Universität in Montreal (1976) war ich überrascht, eines Tages Meterhohe Stapel von Kurs- und Professoren Bewertungen in der riesigen Eingangshalle zu finden. In diesen 100 Seiten Büchern wurde jeder Kurs aller Professoren (von denen gibt es drei: Assistant Professor, Associate Professor und Professor) analysiert. Die Daten wurden von der Studentengewerkschaft, nicht von der Administration der Uni, am Ende eines jeden Kurses eingesammelt und analysiert. Eine volle Seite pro Kurs! Dazu Vergleiche mit dem Uni Durchschnitt, dem Fakultät Durchschnitt, dem Abteilungs Durchschnitt und dem Kurs Durchschnitt (wenn der Kurs von mehreren Professoren gegeben wurde). Das war ein Schock für mich. Ich unterrichtete drei Kurse. Ich wagte kaum, die eigenen Bewertungen anzusehen. Gott sei Dank, waren es gute Bewertungen (4.45 Durchschnitt, 1 niedrig, 5 hoch). Seltsamerweise blieben meine Bewertungen über die Jahre ziemlich konstant, bis zur Pensionierung. Meine “Studenten” waren meist Erwachsene, gestandene Direktoren und Manager aus der Stadtverwaltung, der Provinzregierung und der Bundesregierung, dazu noch aus der Industrie (Human Resources) und aus dem Erziehungswesen (Schulleiter, College Manager und Abteilungsleiter in Universitäten), Durchschnittsalter 40. Sie sagten mir von Anfang an: “Ich habe $600 (damalige Summe) für diesen Kurs bezahlt. Ich habe hohe Erwartungen! Dabei erhielten die meisten das Geld von ihrem Arbeitgeber zurück, da viele Arbeitgeber ein kontinuierliches Weiter-studieren ihrer Angestellten unterstützten.
Ist es eigentlich bekannt, dass Amerikaner und Kanadier im Durchschnitt 25% länger arbeiten als Deutsche? Daher verdienen sie auch mehr. Das Wort “Schwarzarbeit” gibt es nicht. Wenn man neben der Arbeit noch drei andere Jobs hat, ist die Einstellung, wird man hoch angesehen. “Sie geht ran an die Sache”, sagt man mit Bewunderung. Man gibt Einkommen und Ausgaben eines jeden Jobs auf der Steuererklärung an (die auszufüllen man in der Schule lernt), damit man später eine höhere Pension bekommt. Gibt man etwas nicht an, regt sich Revenue Canada (die Steuerbehörde) nicht sonderlich auf. Nordamerikaner arbeiten nicht nur länger, sie haben auch nur halb so wenig Feiertage. Das ist Kapitalismus. Freiheit.
Es gibt in Kanada viele Geldgeber für Menschen, gleich wie alt, die sich weiterbilden wollen aber die Kursgebühren nicht bezahlen können. Allen voran die Bundesregierung, gefolgt von den Provinzregierungen, von den Kommunen, von großen Unternehmen, von Hilfsorganisationen, von Sonderfonds der Banken. Alle wertschätzen Bildung als höchsten Wert.
Wussten sie eigentlich, dass Kanada, der Exzellenz der Systeme und Strukturen wegen, von der Bankenkrise verschont geblieben ist? Toronto ist jetzt, nach dem Beuteln der Gierigen aus New York und London, das drittgrößte Bankenzentrum der Welt. Das geschieht, wenn man gute Systeme und Strukturen hat. Auch sind die MBA Programme in Kanada exzellent. Daher gut geschulte Banker. Im Gegensatz zu Deutschland. Daher das Fiasko mit den Landesbanken. Sie machten es den Amerikanern nach, ohne jedoch das Geschäft richtig zu verstehen. Woher sollte das Wissen auch kommen? Nicht von den deutschen Universitäten.
Hier ist meine größte Kritik des Universitätssystems: es konzentriert sich auf das, was war und ist. Es scheint keine intuitive Professoren zu geben, die sich auf das spezialisieren, was kommen wird, die sozusagen um die Ecke sehen können. (Das fehlt auch in der Presse; sie kritisiert gern und gut, macht aber sehr selten Vorschläge, wie man Situationen verbessern kann.) “Göttliche Eingaben” fehlen, ein Schnuppern von dem, was in der Luft liegt.
Eine persönliche Bemerkung: Während meines PhD Studiums an der University of Ottawa hatte ich verschiedene Part-time Jobs: Ich unterrichtete abends an Oberschulen; ich gab Kurse in Management und Planen für die Bundesregierung (für Architekten und Ingenieure); ich unterrichtete kranke Oberschüler, die zu Hause bleiben mussten, für den Schuldistrikt; ich gewann zwei Ausschreibungen, die erste, um ein Management Training Programm, dass die kanadische Regierung als Auslandshilfe durch die University of Western Ontario an der University of the West Indies, in Jamaika und Trinidad, gab, zu bewerten; die zweite, die Bedürftigkeit zwölf karibischer Inseln für Erziehungshilfe einzustufen, damit die Hilfsgelder gerecht verteilt werden konnten, usw. Ich verdiente weitaus mehr während des Studiums als nach dem Studium. Natürlich schlief ich damals nur 4 Stunden. Aber es zeigt, dass es immer Wege gibt, um voran zu kommen, wenn der Wille stark genug ist.
Nicht nur Colleges, auch Universitäten offerieren spezielle Kurse für die Industry oder Regierung. In Corporate Training Services, zum Beispiel. McMaster Universität, in Hamilton, Ontario, offeriert mehr als 300 Kurse unter der Repubik: Professional Development Programs, und Workshops, die meisten online oder durch hybride Formate, konzipiert von Regierung oder Industrie, ausgeführt von Professoren. Die gleiche Universität war auch die erste Universität der Welt, die Fall Studien Methode, erfunden an der Harvard Universität im MBA Studium, in der medizinischen Ausbildung anzuwenden.
Wie die Lehrer, sind auch Dozenten und Instruktoren an den Colleges, und Professoren an den Universitäten, freie Agenten. Viele Professoren haben ihre eigene Consulting Firma. Als ich an der Concordia Universität anfing, empfahl mir der Dekan, hinaus in die Community zu gehen, um die Uni nach Außen hin zu vertreten. In anderen Worten, es wird von Professoren erwartet, dass sie durch Beratung, Innovationen, und Forschung, Arbeitsplätze schaffen. Die Uni wird in der Gesellschaft als “schaffende Kraft” angesehen, als “Motor des Wachstums und der Erneuerungen”. Dafür gibt es viele Beispiele. Ein junger (etwas protziger) Marketing Professor kam jeden Tag in einem Rolls Royce mit Chauffeur zur Arbeit. Er hatte drei Marketing Firmen aufgebaut. Auch stellte er jedes Jahr ein Dutzend der besten Studenten in seine Firmen ein. Dem Associate Dekan, ein sehr netter, höflicher (die Norm in Kanada) Mann, gehörte, wie ich Jahre später erfuhr, eine Firma mit 300 Angestellten (denn die Kanadier protzen nicht). Der Jura Professor für Business hatte seine eigene Praxis. Ich lernte schnell und öffnete meine eigene Firma P.E.T. Inc. (Professional Effectiveness Technologies) und verdoppelte auf diese Weise mein nicht unbeträchtliches Einkommen. Aber dafür muss man auch 12 Stunden oder länger am Tag arbeiten.
In Kanada werden alle öffentlichen (Bundes) Forschungsgelder durch Peer Review vergeben. Schlau gemacht und sehr effektiv. Es gibt keine gnadenlosere Bewerter als Peers. Vom gleichen Fach, können sie die Forschungsvorschläge genau analysieren und die Kostenvorschläge bestens bewerten. So erhalten nur die Besten Forschungsgelder. Ein fairer, schneller Prozess, von allen akzeptiert.
Im Gegensatz zu Deutschland, haben die USA und Kanada ein direktes, demokratisches Erziehungssystem. Der Präsident, der Vize-Präsident für akademische Angelegenheiten, und der Vize-Präsident für Verwaltung, haben hauptsächlich eine repräsentative Funktion. Dazu sind die Ämter zeitbedingt (meist werden administrators fünf Jahresverträge angeboten). Gewählte Professoren treffen in Peer Komitees alle Entscheidungen. Komitee Mitglieder werden von ihren Peers gewählt. Zum Beispiel, wenn ein neuer Präsident benötigt wird (weil der alte Präsident sich pensionieren lässt, oder weil er wegzieht um die Leitung einer anderen Universität zu übernehmen), sucht und entscheidet ein von den Professoren gewähltes Komitee den Nachfolger. (Die Hauptfunktion des Präsidenten ist übrigens Geld für die Uni einzutreiben. Er ist daher Mitglied aller Golf Klubs und kennt alle wichtigen Geldgeber in der Umgebung.) Das Gleiche gilt für Neueinstellungen, Beförderungen und Anträge auf “tenure”. Jede Abteilung, sagen wir Physik, formt ein Komitee von drei oder vier Peers, um einen geeigneten Neuen einzustellen, also jemand, der “passt”. Das “Beförderung und Tenure” Komitee trägt besondere Verantwortung. Von diesen Komitees gibt es drei: für die Abteilung, für die Fakultät, und für die Universität. Alle drei Instanzen müssen zustimmen, ob z.B., jemand vom Assistant Professor zum Associate Professor befördert werden sollte. Erhält jemand tenure, oft schon nach dem zweiten Jahr, heißt es, dass dieser Professor oder diese Professorin unkündbar ist.
Regierungsbeamte können entlassen werden, aber keine Professoren, die tenure haben, es sei denn sie stellen etwas Kriminelles an. Tenure heißt also totale Job Sicherheit. Der Unterschied zwischen “Beamten auf Zeit” und Lehrern, Dozenten und Professoren, die tenure haben, ist gewaltig. Tenure heißt totale Freiheit. Nur Vorteile, keine Nachteile. Beamter zu sein heißt, das zu tun, das man aufgetragen bekommt, und sonst nichts. Der Leistungs-unterschied ist, meiner Schätzung nach, wie gesagt, mindestens 50%. Deutschland, mit über zwei Millionen Beamten, vergeudet also eine Menge menschlicher Kraft und beschränkt gleichzeitig die Freiheit des einzelnen Bürgers. Ein riesiger Systemfehler!
Woher erhalten Universitäten in Kanada ihr Geld? Teilweise (ich schätze ein Drittel) von der Regierung, also aus Steuergeldern (die Regierung sammelt das Geld ein und verteilt es gerecht and Unis und Colleges). Ein zweites Drittel kommt aus Studiengebühren. Ein restliches Drittel aus “Sonstigen Quellen” (Parkplatzgebühren, Häuservermietung, Alumni, frühere Studenten, die oft ein Leben lang jährlich von der Uni zu einem Wiedersehen eingeladen werden und die Uni auch finanziell unterstützen. Aus Zuschüssen, Spenden, etc. Eigentlich war Geld nie ein Problem, wenn ich zurück blicke.
Weil Kanada ein großes (ungefähr 30 mal so groß wie Deutschland) Land mit nur 34 Millionen Einwohnern ist, verwandelt sich die Richtung für Bildung immer mehr zum Online studieren: jederzeit, wo immer du dich aufhältst, gleich ob du dich für das Bachelor, Master oder PhD Studium bewirbst, gleich in welchen Disziplinen, gleich in welcher Sprache (im Moment gilt dies in Kanada nur für die englische und französische Sprache). Wenn Google, Wikipedia, Langenscheidt, und viele andere Firmen mit der Übersetzungssoftware etwas weiter fortgeschritten sind, wohl für alle Sprachen und Dialekte der Welt, wird eine angehende, hochqualitative Interaktion zwischen hoch qualifizierten Professoren und hochmotivierten Studenten, mit Betonung auf selbst dirigiertes Lernen, die Norm sein.
Ein Wert, der mich in Kanada besonders beeindruckt hat, ist, dass viele Menschen auch deshalb studieren, um ihr persönliches Leben zu bereichern, also nicht nur um einen Job ausfüllen zu können. Viele junge selbst-denkende Menschen wollen ein intelligenter Lebenspartner, Vater oder Mutter werden, und ihrem Partner etwas bieten können. Sie wollen also selbst interessant für andere werden. Das alte Modell der Universitäten: “hier ist, was du brauchst. Basta!” ist für diese Menschen nicht tragbar. Die Bedürfnisse der Studenten stehen also mehr und mehr im Mittelpunkt. Die Uni fragt: “Wie können wir dir helfen im Beruf erfolgreich zu werden und deine persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen? Wenn wir wissen, was ihr benötigt, kreieren wir Programme, und nutzen wir transformierende Methoden, um eure Bedürfnisse zu erfüllen“. So wird das Uni Studium eventuell aussehen. Die Uni wird nicht mehr vorschreiben können, welche Kurse ein Student “belegen” muss, um einen Bachelor oder Master oder PhD zu machen. Sondern die Studenten suchen sich aus dem internationalen Angebot aus, was ihnen gefällt. Sie nehmen z.B. nicht nur die fünf vorgeschlagenen Deutschkurse, sondern vielleicht zwanzig, wenn sie wollen. Auch wird das Bachelor/Master Zertifikat anders aussehen. Alle Kurse werden aufgelistet. Zukünftige Arbeitgeber können sich dann aussuchen, was zum Arbeitsangebot am besten passt. Sie gehen also nach Inhalt, nicht nach Form. Sie fragen nicht: hast du einen Bachelor in Biologie? Wenn ja, dann komm. Stattdessen wollen sie die Kurse sehen, die jemand genommen hat. Am Ende wird der Titel Bachelor (Junggeselle) ganz wegfallen.
Das ist das Ideal. Das ist die Aufgabe einer Universität. Verschiedene Bedürfnisse ihrer Klienten zu erfüllen. Wie Sie sehen, ist ein drastisches Umdenken erforderlich, um dieses Ideal zu erreichen. Früher haben die Neuen von den Alten Ländern gelernt. Jetzt ist es umgekehrt. Wer nicht mitmacht, versinkt in der Drittklassigkeit.
Wenn alle Menschen im Land Bildung, anstelle von Macht und Geld, als höchsten Wert ansehen, wird es eine breit gefächerte Mischung aus Oberschicht und Mittelschicht und eine dünn angesiedelte Unterschicht geben. So kann aus einem hierarchisch strukturierten Land eine hoch entwickelte Zivilisation werden.
Juni 2011