Das College
Robert Knoop
Eine einfache Lösung zum Arbeitslosenproblem
Fast 90% der Bevölkerung halten Arbeitslosigkeit für das wichtigste Problem in Deutschland. An sozialer Gerechtigkeit sind nur 11%, und an der Bildung nur 9% interessiert. Dabei ist die fehlende soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen der Hauptgrund für die hohe Arbeitslosigkeit. Es ist so einfach. Ist es nicht bekannt, dass Langzeit Analphabeten (4 Millionen) und durch die Schule produzierte Analphabeten (400.000), die kaum lesen, schreiben und rechnen können, das Gros der Arbeitslosen bilden? Kann es sich eine industriell führende Nation wie Deutschland leisten, diese jedes Jahr schwerer werdende Last mit sich herumzuschleppen? Natürlich nicht. Aktion ist gefragt, trotz der schwierigen finanziellen Lage.
Was sind die Symptome der sozialen Ungerechtigkeit? Das Kernsymptom ist der alteingesessene Gebrauch, rechtlich gesagt, der kriminelle Vorgang, Kinder schon mit zehn Jahren gesellschaftlich zu stempeln. Denn in diesem zarten Alter wird die Bildungs-Chancengleichheit aufgehoben. Ihr dürft aufs Gymnasium, sagt die Behörde zu den Kindern der Gebildeten. Ihr geht zur Realschule, sagt sie zu den Kindern der Nichtstudierten. Auf die Hauptschule mit euch, sagt sie zu den Bildungs- und Einkommensschwachen. Diese drei bewusst erzeugten Klassen bleiben dann bestehen, ein Leben lang.
Fig. 1: Bildungssystem und Arbeitsmarkt
Es gibt zwei Hauptgründe warum Deutschland im Erziehungswesen konkurrierenden Ländern hinterherhinkt. Der erste ist das alteingesessene Klassensystem. Kinder werden im zarten Altern von 10 Jahren nach sozialem Stand aussortiert, ja, für das Leben gebrandmarkt. Wer in die Hauptschule kommt, hat keine Zukunft. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die meisten dieser Kinder von der Schule in eine lebenslange Arbeitslosigkeit graduieren. Dem unteren Drittel der Realschule geht es nicht viel besser. Auch sie werden Schwierigkeiten haben sich für einen Job zu qualifizieren. Die oberen zwei Drittel der Realschüler gehen in die Lehre, wenn es offene Lehrstellen gibt. Vom Gymnasium graduieren die meisten zur Universität (das Wort schließt ja jetzt die Technischen Hochschulen, University of Applied Science mit ein). Eine klare, gewollte Drei-Schichten Gesellschaftsordnung. Weniger wohlwollend ausgedrückt, eine riesige Verschwendung menschlichen Kapitals, das sich ein Land nicht leisten kann.
Der zweite Grund ist die Lücke zwischen Schule und Universität. Außer der mittelalterlichen Lehre, und einigen privaten Schulen, gibt es in Deutschland keine andere Ausbildungsmöglichkeit. In anderen Ländern hat man das College. Ein College steht zwischen Schule und Universität. So haben Schulabgänger zwei Möglichkeiten sich weiterzubilden. Im Idealfall geht die Hälfte zur Uni und die andere Hälfte ins College. Es gehen also alle Schüler der Gesamtschule entweder hier oder da (siehe Diagramm). Wer sich für die Uni qualifiziert, geht zur Uni. Alle Schulabgänger können jedoch aufs College gehen, wenn sie genügend Punkte (credits) in der Schule gesammelt haben. Wenn nicht, bleiben sie noch ein Jahr in der Schule, oder sie nehmen College Qualifizierungskurse im College, also nicht in der Schule.
5%
50%
50%
Fig. 2: Idealisiertes Bildungssystem
Denn in der vierjährigen (9-12), ganztägigen Gesamtschule können sie entweder C (College-qualifizierende) Kurse oder U (Universitäts-qualifizierende) Kurse nehmen. Dies geschieht nach ausführlicher Beratung mit Karriere- und Kursberatern der Schule (bisher nicht vorhanden) und Konsultation mit den Eltern. Die Lehre ist ein Teil (schätzungsweise 25%) des College Programms.
So wie die Schule, bietet auch das College C und U Kurse an. Man kann also auf dem College einen Bachelor machen, der zu einem Weiterstudium (Master und PhD) an der Uni befähigt. So wird das College zum wahren Bindeglied zwischen Schule und Universität.
College: Funktion
Gäbe es für diese drei Klassen drei Bildungssysteme, könnte diese soziale Ungerechtigkeit gemäßigt werden. Aber sie gibt es nicht. Es gibt nur die Universität und die mittelalterliche Lehre. Für Hauptschüler gibt es nur die Arbeitslosigkeit, denn für sie gibt es keine weiteren Bildungsmöglichkeiten. Sie konstituieren daher auch ein Viertel der Arbeitslosen. Addieren wir dazu noch Realschüler mit schlechten Noten, die auch nicht gut genug sind, um eine Lehrstelle zu ergattern – weil sie nicht gut genug schreiben und rechnen können, um den oft mäßigen Anforderungen von Arbeitgebern genüge zu tun – und schon sind wir bei 30-35%. Diese zwei Millionen Jugendliche, der fehlenden Weiterbildungsmöglichkeiten wegen, müssen nun von der arbeitenden Gesellschaft ein Leben lang mitgetragen werden.
Ein College System würde sie, und fast alle anderen Arbeitslosen, aufsaugen und arbeitsreif machen. Die Antwort auf das Problem der Arbeitslosen ist also einfach. Eliminieren Sie das College aus dem amerikanischen oder kanadischen System, und die dortige Anzahl der Arbeitslosen würde sich verdoppeln. Was nicht einfach ist, ist zu verstehen, warum man in Deutschland ein Schulsystem aufgebaut hat, das Arbeitslose produziert, dazu noch im Namen der sozialen Gerechtigkeit! Wie schief kann Denken werden? Und das im Land der Denker und Dichter! Hier wird weder gut gelehrt noch gut gelernt (ich höre zahllose Horrorbotschaften aus Schule und Uni).
College-Effekt auf die Arbeitslosigkeit
38% der Arbeitslosen (27.% ohne Berufsabschluss und 11% ohne Lehre- oder Fachschulabschluss) würden gar nicht erst als arbeitslos registriert werden, gäbe es ein College System. Sie würden automatisch ins College gehen und sich dort für eines der über 5.000 Programme einschreiben. Die 62% der Arbeitslosen mit Berufsabschluss, aber ohne Arbeit, würden sich im College neu qualifizieren. Es gäbe also theoretisch fast keine Arbeitslosen mehr.
Diese Einschätzung ist natürlich etwas utopisch, denn 3% Arbeitslosigkeit wird ja von Volkswirten als „normal“ betrachtet. Es sind Leute die weder arbeiten noch zur Schule gehen wollen. Das Arbeitsamt könnte jedoch darauf bestehen, dass sich arbeitsscheue Leute mit einem College Berater treffen, um gemeinsam ein Studienprogramm auszuarbeiten, das auf Eignungstests verschiedener Art beruht.
Da Colleges eine hohe Arbeits-Vermittlungsrate haben, besteht also eine gute Möglichkeit für Jobsucher, dass sie nach Abschluss eines Colleges Programms Arbeit finden.
Ein guter Prozentsatz der 62% der Arbeitslosen, die zwar Berufsabschlüsse haben, aber durch Rationalisierung oder Umstrukturierung von Firmen ihren Arbeitsplatz verloren haben, kann durch das College umgeschult werden und einen neuen Beruf erlernen. Die Zeiten, wo man sein ganzes Leben in einem Job verbleibt, sind schon seit langem vorbei. Der Durchschnittsmensch (wenigstens in Nordamerika) hat 3 verschiedene Jobs in seinem oder ihrem Leben. Das College ist nicht nur der ideale Platz für Umschulungen, er wird auch zunehmend der einzige sein, denn wie das Institut der Deutschen Wirtschaft kürzlich mitteilte, haben Unternehmen wenig Interesse an der Fortbildung Älterer: sie stellen lieber Jüngere ein.
Arbeitslose College
Ziel:
100%
Fig. 3: Arbeitslose gehen automatisch zum College
Je besser das College System, desto niedriger die Arbeitslosenrate. Das ist eine Hypothese, die sich bewähren wird; sie ist fast schon ein Truismus. Im Moment haben Arbeitslose wenig Gelegenheit zur Weiterbildung. Mit einem flächendeckenden College System wird sich das schnell ändern.
Das College hat noch einen anderen, ebenso großen Vorteil: es erweitert den Dienstleistungssektor. In Deutschland wird hergestellt und gehandelt, aber in Sachen Dienstleistungen hinken wir der Welt hinterher.
Hätten wir erstklassige Ausbildungsmöglichkeiten in z.B. High Finance an den Universitäten, hätten wir nicht ein so schwaches, immer noch halb-staatliches Bankensystem. Schlimmer, verständen wir etwas vom internationalen Finanzwesen, würden wir uns nicht über Heuschrecken oder Spekulanten am Futures Market beschweren, sondern kräftig mitmischen. Konzentrierten wir uns im College auf Dienstleistungen – von Computer Animation, Polizeidienste, Krankenhilfen, Alterspflege, Programmierer, Techniker, Technologie Experten, Transport- und Bauleistungen, Reiseverkehr, kaufmännische Leistungen, Versicherung, Finanzwesen, Forschung und Entwicklung, etc. – würden diese Anstrengungen sich tausendfach bezahlt machen. Eigentlich kann ein Industriestaat ohne Colleges gar nicht überleben.
Bons für Arbeitslose und Sozialempfänger
Arbeitslose werden im College nach ausführlicher Beratung geschult oder umgeschult. Sie erhalten mit dem monatlichen Arbeitslosengeld Bildungsgutscheine, mit denen sie ihr Studium bezahlen. Das ist psychologisch wichtig. Es gibt keine hinter-dem-Rücken Überweisung von Behörde an College, sondern jeder Arbeitslose erhält „Bons oder Chits“, mit denen er sein Studium bezahlt. So bestimmt jeder sein eigenes Schicksal, wie es ja natürlich ist, und nicht die Behörde. Dieser kleine Gutschein macht in der Psyche der Arbeitslosen einen enormen Unterschied. „Hier“, sagen sie zum College, „ist mein Bon. Jetzt bringen Sie mir mal was bei. Meine Erwartungen sind hoch, denn ich will durch Euer Programm wieder (oder endlich) in die Arbeitswelt eindringen.“ Es ist also auch die Aufgabe des College, neu Ausgebildeten zu helfen einen Arbeitsplatz zu finden. Die Erfolgsquoten der Colleges, ihren Graduierten Arbeitsplätze zu beschaffen, werden jährlich für jedes Programm (oft in den lokalen Zeitungen) veröffentlicht.
Sozialhilfeempfänger erhalten ebenfalls Bildungsgutscheine, Chips, um sich weiterbilden zu können. Auch sie werden ausführlich von den bestens ausgebildeten, freundlichen und höflichen Berufsberatern des College informiert und durch verschiedenen Kurse und Programme begleitet. In einigen Fällen ist es wohl angebracht, mit einem Kurs (z.B., Gourmet Kochen, Auto Reparatur, Werte, Probleme Lösen, Sex-Drogen-Alkohol) anzufangen, um Interesse und Motivation aufzubauen, und Ängste und Groll abzubauen.
Gäbe es ein College, würden auch die 500.000 straffälligen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren wieder Hoffnung schöpfen. Welche Möglichkeiten zur Rehabilitation und zum Einstieg in die arbeitende Gesellschaft haben diese armen Tröpfe wohl jetzt? Geringe bis gar keine. Sie vermodern, denn sie haben keine Hoffnung. Diese Ruchlosigkeit kostet dem Staat, daher den Bürgern, viel Geld.
Sie werden vielleicht glauben, dass ein College diesen Leuten nicht helfen kann, dass die dortigen Berater sich überfordert fühlen werden. Sie würden sich irren. Auch die schlimmsten und härtesten Fälle können umgesteuert werden. Man kann aus jedem Menschen etwas machen. Nur braucht es Experten. Das College Personal muss sorgfältig ausgesucht und ausgebildet werden, nicht nur die Ausbilder, alle, die dort arbeiten, insbesondere die Berater, müssen fähig sein.
Weniger Herstellung, mehr Dienstleistungen
Produktion und Herstellung, Deutschlands Stärken, werden sich schnell in Schwächen verwandeln. Die hohen hiesigen Arbeitslöhne zwingen Firmen ins Ausland zu gehen, denn sie machen eine innerdeutsche Produktion nicht länger profitabel. Alle Herstellerkonzerne werden zwangsweise immer mehr Arbeitsstellen abbauen. Man kann sogar voraussagen, dass die Autoindustrie, samt Zulieferern, in zwei oder drei Jahrzehnten hier kaum noch Autos produzieren wird. Stellenabbau ist ja schon zur Norm geworden und wird sich noch steigern. Man produziert in den Billiglohnländern und nicht mehr im Hochlohnland Deutschland, es sei denn, Roboter oder Maschinen können wenigen Fachkräften helfen, mit Billiglohnländern zu konkurrieren. Auch die Profite der Firmen, früher einmal in Deutschland ausgezahlt, werden – teilweise durch ausländische Aktionäre, durch Auslandskonten von Deutschen oder durch das Steuersystem des Produktionslandes – im Ausland versickern. Was tun?
Es gibt Antworten. Hier sind zwei. Durch immer neue Innovationen und technischen Vorsprung kurzzeitig Vorteile erringen und sie in der kurzen Produktionszeit, bevor sie im Ausland kopiert und billiger hergestellt werden, in Geld umsetzen. Den Dienstleistungssektor stärker ausbauen. Das College tut Beides. Es ist stark dienstleistungsorientiert und ist in einigen Bereichen sehr kreativ und innovativ.
Ausbildungspakt
In Deutschland wurde und wird alles von oben geplant – von Adel, Kaiser, Despoten, Regierung. Jedoch, Bottoms up ist Demokratie, Top down nur bevormundende Autokratie. Das trifft besonders auf die Bildung zu. Da plant das Bundeswirtschaftsministerium, die Deutsche Industrie und Handelskammer, die Handwerkskammern, die Wirtschaftsverbände und die Gewerkschaftsbunde Ausbildungspakte für Lehrstellen und betriebliche Einstiegsqualifizierungen! Welchen Einfluss haben diese Institutionen wohl auf den Bäcker an der Ecke, der einen Lehrling einstellen will, auf den Autoteile-Zulieferer, der gerade einen guten Teil der Belegschaft kündigt, weil die Autohersteller Teile billiger im Ausland kaufen können und er daher auf Jahre keine Lehrlinge mehr ausbilden kann und will, oder auf den Supermarkt um die Ecke, der am liebsten Ungelernte einstellt und diese in zwei Tagen in die Arbeit einweist und keine Lehrlinge will. Minimalen Einfluss.
Es ist also kein Wunder, dass die „Uno Schul-Sheriffs“ nach Deutschland schickt, weil es am Recht zur Bildung mangelt. Ja, es mangelt, durch Unrecht und mangelnder Freiheit und Demokratie! Millionen Arbeitslose kommen durch Staatseinmischung, nicht durch die freie Marktwirtschaft zustande. So wird ein guter Teil deutscher Kinder in sehr jungen Jahren als arbeitsunfähig gebrandmarkt und zur späteren Arbeitslosigkeit verdammt, bevor sie überhaupt selbstständig denken und sich wehren können! Dieses System ist menschenunwürdig, wird aber von der Regierung als sozial gerecht vermarktet. Wessen Idee war es, Hauptschulen zu gründen?
Vergleichen Sie bitte dieses top-down Modell mit dem bottom-up College Modell. Die 500 Dozenten des College, alle örtliche Meister und Experten ihres Faches, mit guten Beziehungen zu jedem der Arbeitgeber in der Umgebung, übertreffen die Effektivität der Behörden und Kammern, Ausbildungsplätze zu beschaffen, um ein vielfaches. Da gäbe es keine „Ausbildungslücken“ von 28.000 jungen Menschen, wie in 2005. Auch scheren Colleges nicht alle Ausbildungsplätze über einen Kamm, in dem z.B. alle Auszubildenden eine drei-jährige Lehrzeit absolvieren müssen. Sie, die Experten im College, nicht bevormundende Gremien Nichtbeteiligter, bestimmen Inhalt und Länge der Ausbildung. Sie konkurrieren mit anderen Colleges in der Nähe. Sie verleihen auch die Zertifikate und Diplome. Die lokalen Vertreter von Industrie-, Handels- und Handwerkskammern und Wirtschaftsverbänden verlieren dadurch nicht an Einfluss –sie sitzen in den Aufsichtsräten der Colleges.
Bedrückend sind Meldungen, dass 70% der Hauptschüler keine Ausbildungsplätze finden, weil sie nicht gut genug schreiben, lesen und rechnen können. Im College würden sie eine Heimat finden, auch wenn sie dort erst sog „Vor-Annahme-Kurse“ nehmen müssen. Besser wäre es, Hauptschulen abzuschaffen und sie in ganztägige Gesamtschulen zu integrieren. Jeder junge Mensch muss ausgebildet werden, um einen Job halten zu können, auch wenn der Lernprozess bei einigen etwas länger dauert.
Weiterbildung
Deutschland führt einen schweren Kampf mit Polen und Ungarn um die letzten Plätze der Berufsweiterbildung. Nur 6% der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland werden um- oder weitergebildet. Während es in anderen Ländern längst die Norm ist, dass der Durchschnittsmensch mindestens drei Berufe im Leben hat, scheint es in Deutschland unbekannt zu sein. Das College steht für Um- und Weiterbildung. Es bedarf keines Ausbildungspaktes für Lehrstellen zwischen Wirtschaftsministerium, Wirtschaft und Gewerkschaften. Das College regelt es auf natürliche Weise mit der Wirtschaft. Wirtschaftsministerium und Gewerkschaften sind hier überflüssig. Der Meister, der Maschinenbau unterrichtet und der die umliegenden Maschinenbauer bestens kennt, besorgt seinen Schützlingen Arbeit. Nicht der Staat. Nicht die Gewerkschaft. Was haben diese zwei Organisationen schon mit der Beschaffung von Arbeitsplätzen in der freien Marktwirtschaft zu tun? Nichts! Es ist nur aufgetakelte Wichtigtuerei.
Nehmen Sie Computertechnologie. Vor dreißig Jahren sah das Innere des Computers noch anders aus. (Vor drei Jahren auch.) Es bedarf kontinuierliches Upgrading um auf dem Laufenden zu bleiben. So ist es in fast allen Berufen. Die Arbeit verändert sich, also muss der Arbeitnehmer dauernd dazu lernen. Tut er das nicht, verliert er seinen Job. Und wo kann er sich in Deutschland weiterbilden? Nirgends. Man sieht die Lücke. Das College füllt sie.
Ein Nebenprodukt einer Qualitäts-Umbildung und Weiterbildung ist die Arbeitsbefriedigung. Wenn, wie zu lesen ist, 87% der Arbeitnehmer in Deutschland keine Verpflichtung gegenüber ihrer Arbeit verspüren, und 69% ihren Dienst lediglich nach Vorschrift machen, ist das ein äußerst schlechtes Zeichen für das Arbeitsklima in deutschen Organisationen. Dazu hassen 18% ihren Job und haben innerlich bereits gekündigt. Ein College kann da einen Unterschied machen, indem es Fähigkeiten und Neigungen des Einzelnen herausschält und mit dem Job Bedürfniss einer offenen Stelle in Einklang bringt. Der Hauptgrund für diese erschreckenden Statistiken ist wohl das anspruchslose BWL Studium an deutschen Universitäten. Sonst wüssten studierte Manager von anderen Führungsstilen als nur dem autokratischen, denn dieser reflektiert das Denken des Bosses. Bezahlt wird er aber dafür, imstande zu sein, das Denken aller Untergebenen mit seinem zu bündeln. Hat er hundert Angestellte, sollte er in der Lage sein, hundert Gehirne, plus sein eigenes, für die Sache voll zu aktivieren. Sonst laufen sie auf Leerlauf und bedeuten für die Organisation Verschleiß, der leicht zum Untergang führen kann. Beispiele von Fehlentscheidungen aufgesetzter autokratischer Führung stehen täglich zur Genüge auf den Wirtschaftsseiten der Top Tageszeitungen.
College Finanzierung
Anzahl und Finanzierung der benötigten Colleges
Colleges gehören der umliegenden Gemeinschaft: der Stadt, dem Städtchen, der Gemeinde. Sie werden
teilweise durch das Land und teilweise durch Studiengebühren finanziert. Pro Million Einwohner werden
Fig. 4 College Aufbau: Zeit, Anzahl, Kosten, Studenten
zwei bis drei Colleges benötigt, um das Bundesland sozial gerecht abzudecken. Wie gesagt, können
Berufsschulen in Colleges umgewandelt werden. Besser wäre es jedoch, alte Gebäude zu verkaufen und neue, größere, modernere, einladendere Gebäude am Rande der Stadt oder der Gemeinde zu erstellen. Insgesamt würden landesweit zwischen 160 und 200 Colleges benötigt. Es steht einem Land gut, wenn die
Bildungsstätten schöner und größer sind als Regierungsgebäude, die historischen Stätten oder die internationalen Firmensitze. Denn Bildung ist für das Jetzt, für alle Bundesbürger, aber besonders für die Jugend. Sie muss bestens ausgebildet und ausgestattet werden, damit sie in der Lage ist, den hohen Lebensstandard zu erhalten.
Man braucht anfänglich nicht groß zu bauen. Ein Hauptgebäude pro College genügt. Über die Jahre, und je nach Bedarf, kann dann (hauptsächlich von lokalen Stiftungsgeldern) angebaut werden. Städte und Gemeinden könnten die Grundstücke kostenlos zuschießen, Bund und Land könnten für Gebäude und Einrichtung bezahlen. Werden anfänglich, über fünf Jahre, jedes Jahr 40 Colleges gebaut, mit einem geschätzten Kostenaufwand von 25 Millionen Euros pro College, würden sich die Kosten pro Jahr auf eine Milliarde belaufen. Das sollte finanziell trotz der (immer nur fast) leeren Staatkassen leicht machbar sein. Die zukünftigen Expansionskosten könnten dann in kleineren Raten erfolgen.
Ein Durchschnittscollege hat 3.000 bis 5.000 Tagesstudenten und eine etwas geringere Anzahl von Abendstudenten. Um 16 Uhr ist „Schichtwechsel“. Das heißt nicht, dass morgens die Jugendlichen und abends die Erwachsenen kommen. Jung und Alt wird immer gemischt sein, in allen Programmen, je nach wirtschaftlicher Lage. Das wird den „Jugendwahn“ mindern. Zu den Studenten kommen noch ungefähr 300-500 Ausbilder (Dozenten) und 500 Hilfskräfte.
Steuergelder clever jonglieren
Trotz der angemessenen Summe von einer Milliarde pro Jahr, werden einige sagen, dass ein deutsches College System gegenwärtig nicht finanzierbar ist. Das stimmt nicht. Nehmen Sie nur die folgenden Gelder und addieren Sie diese: 2.5 Milliarden Euro für Schüler ohne Schulabschluss, ungeeignet für eine Berufsausbildung. Sitzenbleiber kosten dem Land 1.2 Milliarden. Das sind 3.7 Milliarden. Dazu kommen 3.4 Milliarden für nachschulische Qualifizierungs-Maßnahmen. Das sind 7.1 Milliarden für eine halbe Million junger Leute unter 25!
Gäbe es ein College System, würden diese jungen Menschen automatisch aufs College gehen, auch wenn sie dort erst einmal lesen und schreiben lernen müssten. Sie werden dem Jugend-Schulsystem entzogen (dem eine gehörige Portion der Schuld an dem Versagen dieser Schüler zukommt, denn, ehrlich gesagt, sollten Lehrer, was immer die Umstände, in der Lage sein, jemandem in zehn Jahren Lesen und Schreiben beizubringen) und dem College-System zu übergeben. Durch Lehr- und Lernmethoden, die auf Erwachsene zugeschnitten sind (Andragogik) werden sie im College gesellschaftsfähig gemacht. Dazu lernen sie noch Fähigkeiten, die sie für einen Job qualifizieren. Das ist nicht schwierig, denn es gibt eigentlich, im Gegensatz zur allgemeinen Meinung, wenig anspruchsvolle Jobs in Industrie und Handel. Die meisten Jobs sind langweilig, glanzlos und schnell zu erlernen, wenn man ein gewisses Grundwissen hat.
Zusätzlich zu den 7.1 Milliarden Euro sollte die Regierung einige Milliarden von den Forschungsgeldern für Universitäten und Wirtschaft abziehen. Es besteht in der Öffentlichkeit die Auffassung, dass Forschung eine große Sache ist und sehr viel Geld kostet. Diese Auffassung sollte korrigiert werden, weil sie oft, nicht immer, falsch ist. (Diese Gewissheit kommt von mir, der über die Jahre einige Hundert-Tausende für Forschungszwecke ausgegeben hat). Die Politiker glauben Gutes zu tun und verpuffen öffentliches Geld. Trotzdem, gute, neue, einfallsreiche, kreative Ideen und Visionen von zukünftigen Möglichkeiten kosten nicht viel. Die Industrie braucht schon gar kein Forschungsgeld von der Regierung, auch nicht, wenn damit ein paar Arbeitsplätze kreiert. Die Rechnung, somit kostengerecht Jobs zu kreieren, wird nie aufgehen.
Bildungsausgaben
Papa Staat, Bevormunder par excellence einer müden, alternden und schlecht ausgebildeten Gesellschaft, kann die finanziellen Lasten, die er sich durch Wahlversprechen zur Machterhaltung aufgehalst hat, bald nicht mehr tragen, denn Steuererhöhungen haben ihre Grenzen. Die Alten haben für ihre Pension brav eingezahlt. Auch wenn der Staat das Geld im gleichen Atemzug wieder ausgegeben hat, schuldet er den Alten einen guten Lebensabend. Die Arbeitslosen zahlen nichts ein. Sie sind die eigentliche Last in den Staatsausgaben. Aber gerade hier liegt die Hoffnung, das Ruder herumzudrehen und wieder auf Kurs zu bringen. Gäbe es keine Arbeitslosen mehr, oder würde ihre Anzahl auf eine normale Quote sinken (die so um 3% liegt, glaubt man den Ökonomen), könnten die leeren Staatskassen sich wieder füllen.
Das College ist das Medium, um Arbeitslose in Arbeitende zu verwandeln. Aber ebenso wie das Universitätsstudium, muss das College Studium vom Einzelnen bezahlt werden. Der Staat kann nur mithelfen. Nach Abschluss der Schule zahlt der Bürger für seine Erziehung direkt, bar, nicht indirekt, durch Steuern. Natürlich kann er in vielen Fällen nicht die Gesamtkosten eines Studiums an Uni oder College allein tragen, wohl aber einen Teil davon. Den anderen Teil zahlen diejenigen, die keine Kinder haben (in Deutschland ein erstaunlich hoher Prozentsatz). Das ist sozial gerecht. Ein freies Universitäts- und College Studium ist utopisch und staatlicher Selbstmord; besser gesagt, einfach dumm.
Im Vergleich mit anderen Ländern zahlt Deutschland wenig für Bildung, nur 5.3% des Bruttoinlandprodukts. Wir würden gern mehr zahlen, aber wir können es nicht. Die USA zahlt 7.2, obwohl man dort für das Uni und College Studium auch selbst zahlt. Was bedeuten diese Zahlen? Das Bildung in Deutschland nicht geschätzt wird. Warum? Weil man sich selbst zu erhöhen glaubt, indem man andere unten hält, so wie es ja seit Jahrhunderten war? Geplante Massenverdummung, wie einige Verschwörungsanhänger behaupten? Weil die 68er Politiker von Platon nicht als die großen Weisen des Landes begutachtet worden wären? Auf jeden Fall, will Deutschland wieder „in die Strümpfe kommen“, müssen die Bildungsausgaben des Staates erhöht werden und der Bürger selbst muss dazu zahlen.
Denn im Gegensatz zu allen anderen staatlichen Ausgaben, ist Bildung eine Investition. Das Geld kommt zurück, denn Gebildete verdienen mehr als Ungebildete und zahlen daher mehr Steuern. Auch entlasten sie die Krankenkassen, denn sie werden weniger oft krank, passen also auf sich selbst auf und rennen nicht, wie hier geläufig, bei jeder kleinen Sache zum Arzt, um sich mehrfach Dutzenden von Tests und Vorbeugeuntersuchungen zu unterziehen. Gebildete Leute lassen so etwas nicht mir sich machen, denn sie wissen, dass sie voll für die eigene Gesundheit verantwortlich sind. 1.000 Euro Studiengebühren pro Jahr sind eine angebrachte, wenn auch etwas niedrig angesetzte Summe.
Steuerbegünstigtes Sparen
Eltern sollten durch Steuervergünstigungen zum Sparen für die zukünftigen Bildungsausgaben ihrer Sprössling angeregt werden. Indem sie ein spezielles, steuerfreies, geschlossenes Konto bei Banken oder Sparkassen einrichten, auf dem sie jeden Monat 100 Euro deponieren, das vom Gesamteinkommen abgezogen wird, könnte der Staat seine Bürger zur Selbstständigkeit erziehen. So ständen dem kleinen Peter oder der kleinen Anke nach Schulabschluss eine beträchtliche Summe zur Weiterbildung zur Verfügung.
Wenn man für Services zahlt, schätzt man sie. Man fühlt sich nicht ent- sondern ermachtet. Das macht einen großen psychologischen Unterschied, wie sich ein junger Mensch gegenüber den Weiterbildungsanstalten – College und Uni – verhält. Man bucht, besser kauft, einen Kurs, meist per Internet. Betritt man bei Kursanfang das Klassenzimmer, hat man Erwartungen vom Kurs und Kursleiter. Werden diese Erwartungen nicht erfüllt, bewertet man den Kurs dementsprechend, denn man hat ja schließlich für den Service bezahlt. Also fallen die Kursbewertungen (ein Muss im College und an der Uni) dementsprechend niedrig aus. Niedrige Kursbewertungen wiederum beeinflussen das Gehalt des Ausbilders, denn seine jährliche Gehaltserhöhung ist auf Leistung basiert.
Schwarzes Geld in weißes Geld verwandeln
Es gibt noch zwei andere, viel interessantere Methoden, Geld für Colleges zu „finden“: im Ausland angelegtes „schwarzes“ Geld wieder nach Deutschland zu locken und die „Schwarz“Arbeit. Vom Standpunkt der Bürger sind beide Aktivitäten nicht schwarz, sondern ganz normal. Nur der Staat sieht schwarz. Also bestraft er seine Kinder, die so etwas Böses machen. Hätten die Politiker und Gesetz-Macher durch den Bachelor Titel ein Dutzend Allgemeinkurse absolviert, darunter Einführung in die Psychologie, hätten sie gewusst, dass Strafe fast immer negative Folgen hat. Man kann die Sache auch positiver, besser angehen, indem man z.B. Arbeitnehmern, nicht den Gebern, einen Anreiz gibt, freiwillig schwarz-erarbeitetes Geld anzugeben und etwas darauf zu zahlen.
Auch die ebenso riesige Summe Schwarzgeld, die außer Landes investiert ist, sollte man doch in der Lage sein, durch positive Anreize wieder ins Land zurückzuholen. Es braucht nur einen Schuss Genialität. Lassen Sie die Denktypen zu Hause, und sperren Sie ein Dutzend intuitiver Typen für drei Tage in ein Luxushotel ein. Sie werden mit Sicherheit einige Dutzend Möglichkeiten vorschlagen, wie man an diese Riesensummer herankommt. Auch wenn sie nur zu der Schlussfolgerung kommen, dass jeder, der schwarzes Geld wieder weiß machen will, es jederzeit zurückbringen kann, wenn er einen Prozentsatz seines Vermögens entweder in College Anleihen investiert oder seinem Land ein College schenkt, das natürlich nach ihm benannt wird.
Anstatt Eliteuniversitäten Colleges gründen
Es ist keine gute Idee, Eliteuniversitäten mit Geld aus dem Boden stampfen zu wollen. Sie zeigt die Ignoranz der Involvierten. Eliteuniversitäten evolvieren, über Zeit. Es sei denn, man glaubt, dass die gegenwärtigen Universitäten so schlecht sind, dass Geld helfen könnte. Aberglaube. Auch der Versuch der EU eine europäisches MIT nachzuahmen ist bemitleidenswert. So geht es nun wirklich nicht. Aber, für Nichtwissen zahlt man, so war es schon immer.
Wenn ich einen Antrag für Forschungsgeld ausstelle, begründe ich eine höchst-mögliche Summe mit Argumenten, die nur Kenner meines Gebiets durchschauen können. Die geforderte Summe wird zwar gekürzt, ist aber immer noch drei Mal so hoch, wie benötigt. Hätte ich keine Gelder für meine Forschung bekommen, hätte ich die Untersuchungen trotzdem durchgeführt. Das trifft besonders auf die Geisteswissenschaften zu. Naturwissenschaftler brauchen oft Armaturen und Geräte, um Experimente auszuführen. Aber auch hier wird das erworbenen Geld oft genutzt, um auch andere Projekte zu finanzieren. Dabei ist die Voraussetzung, dass Experimente gut durchdacht, also theoretisch solide fundiert sind, oft nur mangelhaft erfüllt.
Also, was sparen wir, indem wir Eliteuniversitäten von allein wachsen zu lassen? Seien wir bescheiden: 2 Milliarden. Jetzt haben wir schon 9.1 Milliarden gespart, um Colleges zu bauen. Zusätzlich sollten alle Berufsschulen und ähnliche Ausbildungsstätten, die nicht in moderne Colleges verwandelt werden können, verkauft werden. Dies sind meist uralte Gebäude, die man ungern betritt. Für unsere College wollen wir neue, einladende Glaspaläste am Rande der Stadt, mit viel Land, Sportplätzen, Sporthallen und Parkplätzen und großen Cafeterias. Junge Leute müssen sich dort wohlfühlen, es besser haben, als zuhause. Was bringen diese Verkäufe? Trotz des statischen Immobilienmarktes, sollten 3 Milliarden dabei erzielt werden. Das bringt die verfügbare Summe auf 12.1 Milliarden.
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, Colleges das Recht zu geben, Hypotheken auf Land und Gebäude aufnehmen zu können. So können sich Colleges ihre eigenen Gebäude bauen und finanzieren. Das wäre Demokratie in Aktion.
College: Externes
College Vorbilder
Analysiert man die College Systeme der US Bundesstaaten und der kanadischen Provinzen, hat Ontario wohl das beste College System. Ich kenne kein Land, das ein besseres College System hat. Es ist relativ neu (30 Jahre alt) und hochmodern. Es liegt zwischen dem ausgezeichneten Schulsystem (denken Sie an die Pisa Ergebnisse) und dem ebenfalls erstklassigen, egalitären, sozial total gerechten, steil empor schnellenden Universitätssystem: kein Land der Erde produziert mehr Akademiker als Kanada: 53% unter den 26 bis 34jährigen (Deutschland 22%, die USA 39%), 44% unter den 25-64-jährigen. Das ist absoluter Weltrekord. Davon können die Deutschen, wie das Hamburger Abendblatt im Februar 06 berichtet, nur träumen. Wenn Sie soziale Gerechtigkeit und Demokratie im Erziehungswesen wollen, schauen Sie nach Kanada. Sind Sie elitär eingestellt, sollte die USA Vorbild sein, denn die oberen 1%, die Geldelite, nehmen ein immer größer werdendes Stück des Sozialproduktes für sich in Anspruch. Auch die skandinavischen Länder und die Australier können mit den Kanadiern nicht mithalten.
Lehrer Training
Es reicht nicht, fach- und sachkundig zu sein. Dozenten müssen auch lernen, wie man lehrt und wie Erwachsene lernen (Andragogik). Zu diesem Zweck sollten sie zwei Sommer an der Uni, in der Erziehungsfakultät, verbringen, um ein Dozenten-Zertifikat zu erwerben. Gute Lehrer werden „gemacht“, das „wie“ muss erlernt werden, von den besten im Fach. So wird Mittelmäßigkeit vermieden und Exzellenz angestrebt.
College Lehrer müssen insbesonders lernen auf die Bedürfnisse einzelner Studenten einzugehen zu können. Studenten, Erwachsene, wissen was sie lernen wollen, es schlummert in ihnen und muss nur ausgelöst werden. Lehrer sollten Studenten daher nicht ihren Willen aufzwingen, sondern ihnen helfen ihr Potential zu realisieren, so dass sie freier, sozial verantwortlicher, kritischer, reflektierender, offener für andere Alternativen und selbstdenkender werden.
Ein Instruktor ist ein Lehrer, der anderen Menschen sagt, was sie zu denken und tun haben. Solche Leute passen nicht zum College. Eine andere Art Lehrer ist gefragt. Einer der Studenten herausfordert durch Fragen, mit ihnen verschiedene Perspektiven beleuchtet, Gelegenheiten kreiert, so dass sie gemeinsam mit anderen ein neues Verständnis erwerben. Ein Dozent sollte also zusammen mit den Studenten Umstände gestalten, in denen sie mit höchster Wahrscheinlichkeit das lernen, was sie lernen wollen. Sie sollten angeleitet werden, ihr Lernen selbst zu bestimmen und in der Lage sein, den Sinn ihres Lernens zu beurteilen. So wird der Lehr- und Lernprozess individualisiert – und dabei maximiert.
Es ist leider äußerst schwierig, älteren Lehrern diese Sichtweise einzuverleiben. Sie unterrichten meist, wie sie unterrichtet wurden, auch wenn sie diese Zeitspanne ihres Lebens gehasst haben. Weil sie glauben, es gäbe keine andere Methode. Sie sind also Autokraten durch Unwissen.
Wenden sie aber diese für sie neuen Lernmethoden effektiv an, können Sie aus bettelnden, schon früh morgens biertrinkenden, von Hunden umgebenden Proleten am Bahnhof einen interessierten Lerner machen. Garantiert! Sie können ihm so die Lust am Lernen vermitteln. Im jetzigen System kümmert sich niemand um diese Menschen. Sie verkümmern und verlottern und werden zur Last der Gesellschaft. Nicht, weil sie kein Potential haben, sondern weil sie keine Chancen bekommen. Warum bekommen sie keine Chancen? Weil das Drei-Stufen Schul-System (Hauptschule für die sozial verkümmerten, Realschule für die Arbeiter, Handwerker und Handlanger, Gymnasium für die gehobene Schicht) menschlich total daneben, also sozial ungerecht ist.
Studienkosten
Die geschätzten Kosten, die folgen basieren sich auf 8 Monate (2 Semester, Sept. – April), für Studenten, die nicht zu Hause leben. Können sie zu Hause wohnen, senken sich die Kosten erheblich.
Direkte Kosten, die an das College gehen, pro Jahr, in Euros:
Bachelor Programm 3.000
Kollaborierendes College-Universitäts-Programm 3.000
3-Jahre Diplom Programm 1.785
2-Jahre Diplom Programm 1.300
1-Jahr Zertifikat Programm 1.200
Indirekte Kosten
Bücher und Materialien 860
Lebensunterhaltungskosten
Unterkunft 3.000
Nebenkosten 400
Essen und Trin en 1.400
Kleidung 270
Transport 600
Verschiedenes 400
BAföG
Darlehen für das Studium werden selbstverständlich auch von College Studenten benötigt. BAföG ist dafür eine geeignete Institution. Nur der Name ist nicht sehr passend. Dafür könnte man sich einen etwas treffenderen Namen einfallen lassen, wie Deutsche Studenten Hilfe, oder etwas ähnliches.
Anglo-sächsisch
Ist das vorgeschlagene College System anglo-sächsisch? Teilweise. Das Wort „anglo-sächsisch“ wird in der Presse, und daher von der Öffentlichkeit, oft negativ dargestellt, als ob den Deutschen die Angeln und Sachsen total fremd wären. Das sollte es nicht sein. In den USA sind Deutsche (neben Mexikanern) die größte ethnische Völkergruppe. Es gibt mehr Deutsche (33 Millionen) dort als Engländer, Schotten und Iren zusammengezählt. Die meisten der Miller und Smith hießen vor den Weltkriegen Müller und Schmidt. Wenn Frau Merkel in die USA fliegt, verbringt sie den größten Teil mit alteingesessenen deutsch-amerikanischen Verbänden. Kanada ist anders konstituiert. Man kann die Bevölkerung in Drittel aufteilen: ein Drittel English (von denen ein guter Prozentsatz Amerikaner sind), ein Drittel Französisch und ein Drittel „Andere“, darunter 2 Millionen Deutsch-stämmige. Die Systeme in den USA und in Kanada wurden also von Deutschen mitgeprägt. Die besten Aspekte von den verschiedenen Völkergruppen, die sich in diesen riesigen, freien Ländern niederlassen wollten, wurde optimal zusammengeschmiedet. Bei Kontrast, das deutsche System hat sich seit Jahrhunderten nicht verändert. Nun ist es an der Zeit, denn es ist unter den Industrieländern bestens nur drittklassig. Es ist schon beschämend, dass der Druck von Außen, von der EU, und nicht von deutschen Selbsterkenntnissen kommt.
Falsches Denken
Hier sind einige Hypothesen, die auf falschem Denken aufgebaut sind: 1. Hauptschüler sind dumm. Stimmt nicht. Wenn Sie und Ihre Gattin oder Gatte ein Baby adoptieren, gezeugt von einem Penner und einer Prostituierten, stünden die Chancen sehr gut, dass das Kind unter Ihrer liebenden Fürsorge aufs Gymnasium geht und später studiert. 2. Dumm bleibt dumm. Stimmt nicht. Lassen Sie gut ausgebildete Gymnasiallehrer Hauptschüler unterrichten, und schlecht ausgebildete Hauptschullehrer Gymnasiasten, und das Bildungsergebnis wäre ungefähr das gleiche. 3. Einige sind von Geburt an klüger als andere. Unsinn. Lassen Sie Gymnasiasten zur Halbtagsschule gehen, wie es jetzt der Fall ist, und Realschüler zur Ganztagsschule, was meist noch nicht der Fall ist. Sind die Lehrer gleich qualifiziert und ist das Curriculum das gleiche, würden gleich viele Schüler aus beiden Schulen das Abitur schaffen. 4. Schüler ist Schüler, sie sind alle gleich. Im Gegenteil, jeder Mensch ist vom nächsten anders geartet, fast unverständlich für andere. Aber in der Schule werden sie alle über einen Kamm geschert. Unterschiedliche Intelligenzen, Lernstile, Anlagen, etc., werden ignoriert und unterdrückt.
Menschen kommen nicht dumm zur Welt. Nur wird das, was schlummert, oft nicht geweckt. Insbesondere von sozialschwachen Eltern nicht. Sie sind dazu nicht fähig, weil sie selbst während ihrer Schulzeit nur wenig lernten. Wäre Mozart berühmt geworden ohne Vater Leopold? Höchst unwahrscheinlich. Menschen werden zu etwas Großem gemacht, entweder aus eigener Kraft oder durch andere. Fragen Sie Dirigenten, Fußballspieler oder Autoren. Ohne Fleiß kein Preis. Es gibt kein geborenes Genie. Auch ein Genius muss sich entwickeln, um zur Geniestufe zu gelangen. Wenn dem so ist – und dem ist so, Tausende Studien belegen es eindeutig – kann man aus jedem Hauptschüler einen arbeitsfähigen und -willigen Menschen machen. Nur muss es dafür einen Mechanismus, ein Bildungssystem geben. Das meint die UN-Menschenrechtskommission, wenn sie von schweren Versäumnissen bei der Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem sprechen. Es gibt eine Bildungslücke für Sozialschwache. Das College füllt diese Lücke.
Die Hälfte aller Schulabgänger, also alle diejenigen, die nicht zur Universität oder auf die Fachhochschule gehen können oder wollen, also alle diejenigen, die eine Lehre durchmachen wollen, und alle Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger, gehen aufs College. Wenn keiner nachbleibt, wenn es also keine Arbeitslosen mehr gibt, weil sie alle beim Lernen sind, funktioniert das Konzept „lebenslanges Lernen“ perfekt. Aber das wäre in einem Land wie Deutschland, das vom Kopf her nicht auf lebenslanges Lernen eingestellt ist, Utopie. Es ist leider so mit Denktypen. Gibt es keine Rille „Lebenslanges Lernen“ im Kopf, sind die beiden Worte nur Worte, die das Gehirn nicht zum Handeln bewegen.
Wenn alle jungen Menschen, vom Kindergarten über die Grundschule bis zur Gesamtschule ganztägig zur Schule gehen, wird jeder, mit wenigen Ausnahmen, sich für das College oder die Uni qualifizieren, denn die Lehr-Lernzeit wird um 40% erhöht. Gut ausgebildete, freundliche, hilfsbereite Lehrer – nicht gerade die Norm im jetzigen Deutschland – dazu ständige, sich über die Schuljahre hinziehende, individuelle Schülerbetreuung werden sicherstellen, dass jeder Schüler aufs College oder zur Uni gehen kann.
College: Studiengänge
Programme und Studiengebiete
Es gibt zwischen 2.000 und 4.000 Studienprogramme in nordamerikanischen Colleges. Natürlich offeriert jedes College nur eine begrenzte Anzahl. Welche Programme offeriert werden, bestimmt der Markt, also die Menschen, die im College-Bereich leben. Anzeigen in lokalen Zeitungen könnten anfänglich helfen, herauszufinden, welche Programme die Bevölkerung für begehrenswert hält.
Einige wenige Programme führen zu Bachelor Titeln, andere zu drei- oder zwei-jährigen Diplom Programmen, oder zu einjährigen Programmen. Die jetzige Lehre ist ein Teil des drei-jährigen Programms. Für all diejenigen, die keinen oder keinen guten Schulabschluss haben, gibt es auch einjährige Qualifikationsprogramme. Was folgt, sind Beispiele.
3 Jahre: Bachelor Programme – Beispiele
Die College Bachelor Programme komplementieren die Bachelor Programme der Fachhochschulen. Die Zulassungskriterien sind sechs 12. Klasse U-Kurse (U steht für Universität).
Bachelor of Applied Arts (Animation, Illustration, Kunst, Kunst Geschichte)
Bachelor of Applied Business
Bachelor of Applied Gesundheitswissenschaften
Bachelor of Applied Human Services
Bachelor of Applied Informationswissenschaften
Bachelor of Applied Musik
Bachelor of Applied Technologie
Bachelor of Arts (Theater und Drama Studien).
Bachelor of Design
Natürlich offerieren nicht alle Colleges alle Bachelor Programme. Sie sind jedoch ein wichtiges Glied in der Kette, um den Bildungskreis zu schließen. Studenten können auch nur einen oder zwei Bachelor Kurse nehmen. Gute Noten erlauben ihnen aber zur Fachhochschule aufzusteigen. Die meisten den 1, 2 und 3jährigen Diplom- und Zertifikat-Programmen die folgen fallen in den Dienstleistungsbereich.
3 Jahre: Diplom Programme – Beispiele
Advertising (Reklame)
Techniker/Technologiker in der Architektur
Business Administration – Buchhaltung
Business Administration – Finanzwesen
Business Administration – Human Resources
Business Administration – Marketing
Chemische Ingenieur Technologie
Chemische Ingenieur Technologie im Umweltwesen
Kinder und Jugend Betreuer
Techniker/Technologiker im Computer Ingenieurwesen
Computer Programmierer Analyst
Computer System Analyst
Computerwissenschaften Technologie
Handwerk und Design
E-Kommerz Management
Techniker/Technologiker im Elektromechanischen Ingenieurwesen
Technologiker im elektronischem Ingenieurwesen
Interior Design
Techniker/Technologiker in der Ingenieur Manufaktur
Techniker/Technologiker im mechanischen Ingenieurswesen
Design und Zeichnen
Techniker/Technologiker im mechanischem Ingenieurwesen
Media Künste
Music & Theater – Performance
Tele-kommunikations Technologie
Luftfahrt Technik und Technologie
Human Resources und Industrial Relations
3 Jahre: Lehre
Das gesamte gegenwärtige Lehrprogramm, samt Lehrern, wird vom College übernommen.
2 Jahre: Diplom Programme – Beispiele
Advertising
Angewandte Photographie
Techniker/Technologiker in der Architektur
Broadcast Journalismus
Business Allgemein
Business Administration – Buchhaltung
Business Administration – Human Resources
Business Administration – Marketing
Business Administration – Finanzwesen
Business Administration – Programme
Techniker im Chemischen Labor Bereich
Gemeinschafts-Entwicklung (Sozial Bereich)
Kind und Jugendliche (Sozial Bereich)
Techniker/Technologiker im Computer Ingenieurwesen
Computer Programmierer
Gefängniswärter
Interior Decorating
Kosmetische Techniken und Management
Gerichtsdiener
Kindergarten Lehrer
Kindergarten Lehrer für behinderte Kinder
Techniker/Technologiker im elektromechanischen Ingenieurswesen
Techniker im elektronischem Ingenieurswesen
Techniker in den Umweltwissenschaften
Esthetician
Uni-Aufbaukurse für Kunst und Wissenschaftsfächer
Informations-Technologien-Unterstützung Services
Investigation – Öffentlich und privat
Journalismus – Druckkunst
Gesetz und Sicherheit Administration
Techniker/Technologiker im Herstellungs-Ingenieurwesen
Techniker/Technologiker im mechanischen Ingenieurswesen – Design und Zeichnen
Techniker/Technologiker im mechanischen Ingenieurswesen
Büro Administration
Apothekerhilfe
Arzthelferinnen
Polizei Grundausbildung
Praktische Krankenschwester Ausbildung
Sicherheitssystem Design und Anwendung
Sozialer Service Arbeiter
Sozialer Service Arbeiter – Gerontologie
Theater Künste – Technische Produktion
Tourismus und Reisen
Visuelle Merchandising Arts
Mode Design
1 Jahr: Zertifikat Programme – Beispiele
Tierhaltung
Grundsätze in der Kunst
Die Englische Sprache
Arts und Science Kurse – allgemein
Arts und Science Kurse – Gesundheitswesen
Medien Grundsätze
3-D Animation
3-D Gaming
Krankenwagen Notdienst
Büro Administration
Theaterkünste – Vorbereitung
Akademische Upgrading – verschiedene Kurse
Kommunikation, Kultur und Informations-Technologie
Gourmet Kochkünste
Für Schulversager: Upgrading – Ein Beispiel
Jeder Erwachsene über 19 Jahre kann sich durch ein Upgrading (Verbesserungs-) Programm akademisch verbessern und zugleich einen Karriere Einstieg beginnen, gleich welche Schulung er hat. Das ist für viele (auch für Einwanderer) eine Sensation, denn sie erhalten, nach der Schule, eine neue Chance, sich für das Berufsleben zu qualifizieren. Bewerber füllen einen Test aus, der den Wissensstand der deutschen Sprache und der Mathematik feststellt. Auf diesem Wissensstand wird aufgebaut. Bewerber werden dann zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch mit dem Personalstab gebeten.
Das akademische Upgrading wird mit einem Karriereplan, einem professionellen Programm, gekuppelt. Man bewirbt sich z.B. für das folgende Programm: Akademisches Upgrading und Computer Anwendungstraining. Dieses Programm besteht aus zwei Gruppen von Modulen.
Die 12 akademischen Module sind: Biologie, Business Mathematik, Chemie, Kommunikation und Selbst-Management, Deutsch und Kommunikation, Einführung in die Mathematik, Fortgeschrittene Mathematik, tägliche Mathematik, technische Mathematik, Mathematik die in der Lehre gebraucht wird, und Physik. Je nachdem wie sie diese Kurse bestehen, können Studenten sich die folgenden Eignungen erwerben: ein Zertifikat um in gewisse Programme zu kommen; Eintritt in die Arbeitswelt; Zulassung zu 2 oder 3 jährigen College Programmen.
Die 20 Computer Anwendungsmodule sind: Tastatur-Fähigkeiten, Einführung zu Windows, Internet und Email, Outlook, Web Page Design, Einführung zu Word, Word, fortgeschrittenes Word, Einführung zu Excel, Excel, fortgeschrittenes Excel, Einführung zu Access, Access, fortgeschrittenes Access, Einführung zu PowerPoint, PowerPoint, fortgeschrittenes PowerPoint. MS Publisher, Einführung zu Quick Books, fortgeschrittenes Quick Books.
Das Programm dauert ein Jahr (8 Monate) und wird laufend angeboten (September, Januar und Mai). Die Unterrichtsmethoden sind auf Erwachsene bezogen, nutzen die neueste Technologie und verschiedene Übermittlungsmethoden. Basiert auf den Einstellungstest, wird der Lernprozess individualisiert. Studenten können sich ihre Lernzeit und Lernmodule selbst aussuchen. Das ganze Lernprogramm ist den individuellen Bedürfnissen des Studenten angepasst. Lieber Leser, wissen Sie was das bedeutet? Es ist eine absolute Revolution im Bildungswesen, den einzelnen Studenten in den Mittelpunkt des Lernens zu stellen. Konservative Lehrer – gleich ob im Schul-, College- oder Universitäts-Wesen werden sich dagegen mit Hand und Fuß wehren, denn dieses Denken ist ihnen total fremd. Gelingt es ihnen jedoch, nach endlosen Argumenten zum Gegenteil, sich die neue Methode anzueignen, wird ihre Arbeitsbefriedigung, und die Lernbefriedigung der Studenten, nach oben schießen. Was folgt, ist ein einfaches Beispiel, wie dieser Prozess abläuft.
Individualisiertes Lernen – ein Beispiel
Der Kurs heißt Autoreparatur 1. Ich bin der Lehrer. Meine Studenten sind 20 Asoziale. Sie sitzen unsicher da, zum ersten Mal wieder in der Schule, mit ihren 300 Euro Chips in der Hand, gegeben vom Arbeitsamt, um sich einen College-Kurs zu kaufen. Drei alte Autos stehen auf der Hebebühne. Ein Dutzend Computer stehen im Hintergrund, die Autoreparatur-Aspekte in Bild und Wort erklären. Wir sitzen im Kreis, an Tischen in der Werkstatt. Jeder sagt ein paar Worte über sich selbst. Ich verteile den Kursverlauf. Er besteht aus einem blanken Stück Papier. Ich frage: Was wollt ihr lernen in diesem Kurs? Woran seid ihr interessiert? Schweigen. Einer: Bei mir sind die Bremsen kaputt. Andere: Mein Auspuff macht einen Höllenlärm. So kommen die Themen zusammen: Motor, Elektronik, Steuerung, etc. Ich bin der fragenstellende Experte: Wie ist es mit Reifen, mit Diesel gegenüber Benzinmotor, Bremsassistenten, etc.? Gute Idee, murmeln einige. Einer von ihnen schreibt die Sachen auf ein großes Stück Papier (er schämt sich, der Fehler wegen, aber keiner sagt etwas). Er schreibt was seine Mitstudenten aufzählen, bis alle wichtigen Punkte der Autoreparatur zusammen sind. Ich: Okay, daran seid ihr interessiert. Was nun? Einer: Ja, machen wir’s. Ein anderer: können Karl und ich zusammenarbeiten, wir sind beide am Tuning interessiert. Natürlich. Ich: Und wann kommen wir wieder zusammen, um auszutauschen, wie es ging? Schweigen. Einer: Wir haben vier Stunden jeden Tag. Vielleicht kann ja jeder in der ersten Stunde über das reden, was er am Vortag gemacht hat. Ich: Andere Ideen? Nicht nur reden, auch vormachen, demonstrieren, sagt ein anderer. Ich: gute Idee. Sie gehen an die Arbeit. Am nächsten Morgen berichten sie, einer nach dem anderen, neben dem Auto stehend, mit den Händen zeigend, alle um ihm herum. Andere stellen Fragen. Sie antworten. Einer lernt vom anderen. Peer Lernen, effektiver als Instruktor Lernen. Ich sage wenig, stelle nur Fragen: Was macht ihr, wenn ihr mit einem Thema fertig seid? Sie: Wir nehmen das nächste von der Liste. Bis jeder von uns alles, was auf der Liste steht, durchgemacht hat. Ich: Gut. Wie wollt ihr eigentlich am Ende des Kurses beurteilt werden? Ja, durch unsere Arbeit, sagt einer, wie selbstverständlich. Und durch unsere Berichte jeden Morgen, sagt ein anderer. Ich: Und wer bewertet das? Ja, wir, sagt einer, wir sind ja mit der Nase dran; gleich nach dem Bericht und unserer Inspektion. Ein anderer zu mir: Sie schreiben unsere Benotungen einfach auf. Wir treffen uns in diesem Semester 12 Mal, also haben Sie für jeden von uns 12 Noten. Der Durchschnitt vom Ganzen ist unsere Endnote (nach oben abgerundet, sagt ein Witzbold). Ich: Was sagt ihr zu diesem Vorschlag, alle einverstanden? Gut, so machen wir es dann. Jeder bekommt einen Overall und ein Lehrbuch: Autoreparatur leicht gemacht. Ich sammle die Chips ein, um sie an die Finanzabteilung des College weiterzugeben. Es wird eine guter Kurs werden. Die Jungs sind interessiert. Wir haben genug alte Autos, hauptsächlich von den (College) Kollegen, die nur für die Ersatzteile zahlen. Sind die Kunden nicht zufrieden, kommt das Auto wieder in die College-Garage. Die Kollegen reden direkt zu den Studenten, sagen ihnen, was die Symptome sind. Dann wird der Computer und das Textbuch konsultiert und die Arbeit wird noch einmal gemacht. Bis der Kunde zufrieden ist. Fast alle nehmen den Folgekurs, Autoreparatur 2.
Es ist ihr Kurs. Ich helfe nur aus. Sie sind total involviert. Einige kommen abends, um weiterzuarbeiten. Sie observieren, wie ihre Kumpel Probleme lösen. Es gibt keine Reibereien, nur freundschaftliches Frotzeln. Meist wird in Ruhe und Harmonie gearbeitet. Besser kann Lernen nicht sein. Wenn Lehrer diesen Prozess einmal am eigenen Leib richtig verstehen, erfahren und erfolgreich anwenden, wenden sie ihn automatisch ein Leben lang an. Und wo erfahren sie ihn? Im Bachelor of Education Programm, an der Universität, unter Erwachsenenerziehung, Lehrmethoden. Haben Lehrer die Power dieser Methode einmal selbst erlebt, können sie sie auf jeden Kurs anwenden, von Deutscher Literatur bis zur Astro-Physik. Der Lehrer braucht nichts zu sagen, er ist eigentlich überflüssig, er lenkt und löst nur, mit weiser Hand, und lernt von seinen Schülern. Ein erhebendes, zutiefst befriedigendes Erlebnis für mich, dem Lehrer und für die Studenten.
College Partnerschaften.
Das Gemeinschafts-College ist eng vernetzt mit den umliegenden Arbeitgebern. So hat ein Durchschnitts- College einige Tausend Arbeitgeber-Partner. Dementsprechend sind die Programme, die sie anbieten. Sie dienen ja der Gemeinde. Industrien, wie z.B. Metallbearbeitungsfirmen, lassen dort ihre Mitarbeiter ausbilden oder weiterbilden. Handelsorganisationen, die lokale Regierung, Dienstleistungsunternehmen, etc. tun ein Gleiches. Die nächste Universität ist oft weit weg, aber das College ist vor Ort.
Die Meister der Gewerbe, die am College unterrichten, die für die neue Lehrtätigkeit extra ausgebildet werden, kennen die potentiellen Arbeitgeber in der Umgebung gut. Sie besuchen sie oft, und laden sie zu Besichtigungen des College ein. Vom lokalen College holen sich Arbeitgeber ihr Personal, oder sie lassen es dort ausbilden. Die Computer Abteilung im College kennt alle Hersteller von Computer-Komponenten und Computer-Nutzern in der Gegend. Die angebotenen Programme werden vorher mit Arbeitgebern abgesprochen. „Ist dies was ihr wollt?“ ist die Standard Frage des College-Dozenten. Sie unterrichten also nicht irgend etwas, sondern versorgen die Firmen mit dem, was sie brauchen. Demand-pull heißt das auf amerikanisch, die Nachfrage bestimmt den Kursinhalt. Natürlich darf die Theorie nicht zu kurz kommen, das wollen die Arbeitgeber ja gar nicht, denn sie wollen schließlich, dass die College Absolventen ihre Konkurrenzfähigkeit erhöhen, und dazu braucht man ein gutes Grundwissen.
Die Lehre ist durch diese Partnerschaft besonders begünstigt. Der Dozent, der seine Firmen genau kennt, wird jeder Firma den „richtigen“ Lehrling schicken. Sie besorgen die Lehrplätze, nicht irgendein Verband oder eine ferne Behörde. Auch werden die Lehrlinge vom Arbeitgeber bewertet, nicht nur vom College. So entstehen enge Verbindungen zwischen College und Firmen.
On-site und off-site Unterricht
Colleges offerieren auch „on-site“ Unterricht, also sie unterrichten auch die Angestellten von interessierten Firmen in den Räumlichkeiten der Arbeitgeber. So erhalten sie Zugang zu Firmen, um ihre Studenten zu platzieren und lernen selbst dazu, denn die Firmen haben oft ganz spezielles Wissen und so Anforderungen, für die man sich gut vorbereiten muss. College Ausbilder sind also von morgens bis abends gefragt. In Nordamerika arbeiten sie oft von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends, natürlich zum normalen Gehalt, nicht, weil sie dazu gezwungen werden, sondern weil sie es zum Job gehörig betrachten.
Auch offeriert das College Arbeitgebern off-site Unterricht, also Unterricht im Unternehmen selbst. Ein halbes Dutzend Arbeiter z.B., die zu Vorarbeitern befördert werden, nehmen einen Kurs in Führungswesen. Ist der Kurs von Substanz und vereinbar mit den College Anforderungen, bekommen die Teilnehmer sogar einen Kurs Credit. Auf diese Weise ist das College in enger Verbindung mit allen örtlichen Unternehmen und Organisationen und hilft ihnen mit ihrer Produktivität und Performance durch „lean manufacturing“ (abgespeckter Herstellung). So haben sie der Konkurrenz gegenüber Vorteile.
Colleges offerieren Firmen auch psychometrische Dienste. Für Management, Verkauf, Service, etc. bewerten sie, welche Bewerber Charaktereigenschaften und Potential für diese Positionen haben.
College: Internes
College Hierarchie
Ein College ist ähnlich strukturiert wie eine Universität. Der Präsident ist nicht nur offizieller Repräsentant sondern auch für Public Relations zuständig. Er lernt alle großen und mittleren Arbeitgeber-Organisationen kennen und bindet sie ans College. Zwei Vize-Präsidenten sorgen für akademische Sachen und Finanzen. Dekane stehen den verschiedenen Abteilungen vor. Sie arbeiten mit den Abteilungsleitern der angebotenen Programme. Während die Lehrer an den Universitäten und Fachhochschulen Assistenz-, Außerordentliche- und (Voll-) Professoren genannt werden, könnte man College Lehrer Dozenten, Ausbilder oder Meister nennen. Sie kommen von den Berufsschulen, den Technischen Universitäten, den Betrieben und den Service Organisationen.
Computer-Lernen
Hochklassige Computer-Lern-Programme, zusammengesetzt von Bildungs- und Computerexperten, sind eine wirkungsvolle Lernmethode. Sie ist individualistisch, Ort- und Zeit-unabhängig. Das College macht ausgiebigen Gebrauch von diesen Methoden. Sie eignen sich besonders gut für sachliche Demonstrationen von Maschinen, Vorgängen, Entwicklungen – und für Sprachen.
In den College Lern-Räumen steht ein Computer, ans Internet angeschlossen, auf jedem Lern-Tisch. Auch Hausaufgaben werden in den Computer eingegeben und per e-mail an den Dozenten verschickt. Das Lernen von Sprachen wird fast ausschließlich durch Computer, schriftlich und mündlich, geübt und perfektioniert. Die Zeiten, wo der Lehrer vor der Klasse steht und einseitig lehrt treffen auf den Fremdspracheunterricht nicht mehr zu. Auch kann der Computer das Gerippe fremder Sprachen ins Deutsche übersetzen, oder deutschen Text in fremden Sprachen wiedergeben. Die Qualität dieser Programme steigert sich von Jahr zu Jahr.
Gleich ob Schule, College oder Universität, dieses neue Lern-Medium muss in einem modernen Bildungssystem effektiv eingesetzt werden. Das deutsche System zeigt hier aber erhebliche Mängel. Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es im hiesigen Bildungssystem wenige Computer. Bei uns steht der Lehrer noch vor der Klasse und doziert, während die Schüler passiv dasitzen und versuchen zuzuhören, was ihnen meistens nicht gelingt. Kurz, vor der Klasse zu stehen und zu reden ist „out“. Multi-Medien einzusetzen, besonders den Computer, ist „in“. Auch andere Lernmethoden – Seminare, Demonstrationen, Debatten, Problem-Lösen, psychologisch gleichgesinntes Gruppenlernen, etc. – sind in. So können Studenten in der gleichen Zeit ein Dreifaches lernen.
Lehrmethoden
Die Lehrmethoden am College sind anders als in der Schule oder an der Universität. Während in der Schule der Lehrer das Sagen hat, und an der Uni der Professor „vorliest“ (ist das nicht eigentlich ein Witz, im Zeitalten der CDs und DVDs Vorlesungen zu halten, und somit Hunderte von Studenten zu zwingen zu einer gewissen Zeit an einem gewissen Ort zu sein?), ist die gängige Methode am College das „hands-on“ Lernen. Kurze Präsentation und dann das Gelernte anwenden. Nächste Präsentation, wiederum Anwendung, gefolgt von „learning by doing“, also Studenten probieren es aus, bis sie es perfektionieren.
Die Lehrmethoden am College sind Erwachsenen bezogen, interaktiv und partizipativ, mit vielen Gelegenheiten miteinander und voneinander zu lernen, mit hoher Merkfähigkeit, durch verschiedene Lernstile und durch Aktivitäten, die Geschicklichkeit, Fähigkeit und Fertigkeit steigern. Menschen haben verschiedene Arten von Intelligenz. Lehrer, gerade im College-Bereich, müssen in der Lage sein, diese Artenunterschiede zu erkennen und zu lernen, jede Art von Intelligenz fördern zu können. Lehrer müssen nicht nur wissen und verstehen, dass jeder Mensch anders geartet ist, sie sollten auch fähig sein, diese Einsicht in ihrem Unterricht anzuwenden.
Ist das der Fall, sinkt die „drop out“ Rate, denn jeder Student fühlt sich angesprochen und verstanden.
Pflichtfach: Entrepreneurship
Ein Entrepreneur ist jemand, der sein eigenes Geschäft oder seinen eigenen Betrieb aufbaut. Jeder College Student, was immer er auch lernt, sollte diesen Kurs belegen müssen. Er lehrt Menschen, beruflich selbstständig zu werden, also unabhängig von anderen zu sein. Diese Art zu denken und handeln hat die Welt verwandelt. Viele der großen Firmen sind so entstanden. Die Garage oder ein Hinterzimmer diente als Werkstatt oder Handelsplatz. Entrepreneurship sollte auch ein Pflichtfach für Leute sein, die sich für eine Ich-AG bewerben, denn sie sind das Gleiche. Hätte man den vielen Ich-AGs beigebracht, wie man ein Geschäft aufbaut, wären nicht so viele gescheitert. Eine perfekte Aufgabe für das College.
Öffnungszeiten
Ein College ist immer geöffnet, von früh morgens bis spät abends, von September bis August (Trimester), also ganzjährlich. Auch nimmt ein College Studenten jedes Alters an, zu jeder Zeit, für jedes Programm für das die Studenten qualifiziert sind, oder für Programme, die sie für ein anderes Programm qualifizieren. Ebenfalls dürfen Studenten ihr Studium unterbrechen (um z.B. ein Baby zu bekommen). Die erarbeiteten Punkte (credits) haben ein Leben lang Gültigkeit und können immer wieder als Basis für andere Programme genutzt werden.
Das Schlachtwort „lebenslanges Lernen“ wird im College verwirklicht. Jeder Bürger kann dort jederzeit studieren. Einige sehr alte Bürger nehmen sogar Kurse wie: „Wie man ehrenvoll und anmutig stirbt“, wohl der beflissenste aller Kurse.
Kurs-Qualität
Colleges, obwohl lokal eingestellt, konkurrieren miteinander. Da alle Kurse im Internet im Detail beschrieben sind, reguliert der Markt die Qualität. Dozenten sind also gezwungen, ihre Kurse laufend zu verbessern. Sie können es sich nicht erlauben, ein zweitklassiges Programm anzubieten. Wettbewerbsvorteile und –nachteile werden sofort ausgelöscht.
Colleges werden von unabhängigen Institutionen danach bewertet, welcher Prozentsatz ihrer Diplom Absolventen nach Graduierung einen Job bekommen. Diese Rankings werden von Zeitungen veröffentlicht. Der Druck, Qualität zu liefern, ist also hoch. Nur kommt er nicht von „oben“ sondern vom Markt, wie es in einer Marktwirtschaft ja sein sollte.
Schlussfolgerung
Bildung – in Schulen, Colleges und Universitäten – sollte unserer Achtung wert sein. Im Moment ist Bildung, zu Recht, nicht geschätzt, denn sie verdient es nicht geschätzt zu werden. Wird das deutsche Erziehungssystem nicht augenblicklich durchgehend modernisiert, wird das Land dafür einen Preis zahlen: Verfall in die Mittelmäßigkeit. Freiheit und Gerechtigkeit, sagt die Bundeskanzlerin. Das trifft auf das Bildungssystem im Moment nicht zu. Die Liebe und Freude am Lernen hat immer noch Seltenheitswert.
Curriculum Vitae
Robert Knoop
Geboren 1938 in Hamburg, emigrierte ich 1960 nach Absolvierung der Bundeswehrzeit (Gebirgsjäger, L.d.R.) nach Kanada.
In Kanada studierte ich Volkswirtschaft an der Sir George Williams University in Montreal (Bachelor of Commerce) und später Betriebs- und Erziehungswissenschaften an der University of Ottawa (Master of Arts und PhD).
Ich unterrichtete 7 Jahre lang am Gymnasium, ging danach (1971) für zwei Jahre nach Guyana, Südamerika, wo ich für die kanadische Regierung die Errichtung eines Instituts für Technologie beaufsichtigte, bevor ich in das Universitätsleben wechselte. Von 1976 bis 1978 war ich Assistenz Professor, später (1978-1983) Außerordentlicher Professor und schließlich (1984-94) Professor der Erziehungs- und Betriebswissenschaften an der Brock Universität in Ontario. Ich unterrichtete Führungswesen, Individuelles- und Gruppenverhalten in Organisationen, Menschenkenntnis, Management, Lernorganisationen, Forschungsmethoden, und Lehr- und Lernmethoden.
Meine Seminarteilnehmer im Master Programm (es gibt im Master Programm keine Vorlesungen) kamen von verschiedenen Berufssparten: aus dem Erziehungs- und Gesundheitswesen, aus Industrie und Handel, und aus Regierungskreisen. Meine Studenten waren zumeist ältere, gestandene Leute (Schulleiter, Leiter von Krankenhäusern, Manager von Human Resource Abteilungen, Leiter von Regierungsabteilungen und der Abteilungen der Bundespolizei).
Meine Forschungsgelder von Bund und Ländern betrugen ungefähr eine halbe Million Dollar. Ich veröffentlichte über 40 Artikel in refereed Fachzeitschriften, wie Journal of Psychology, Psychological Reports, Journal of Educational Research, The Canadian Administrator, Education Canada, Industrial Relations, Ontario Education, Educational News, The Canadian School Executive, Perceptual and Motor Skills, The Journal of Educational Thought, Journal of Social Behaviour and Personality, Genetic, Social and General Psychology Monographs, and about ten publications with Psychological Type Press.
Als Professor gründete ich 1979 (bis 1994) eine Beraterfirma, Professional Effectiveness Technologies Inc. Die Firma spezialisierte sich auf Personal- und Management-Bewertungen und –Training, und auf System- Effizienz und -Effektivität. Kunden waren verschiedene Ministerien der kanadischen Bundes- und Provinzregierungen, Polizeiorganisationen, Industrieunternehmen und Schulbehörden.
Nach frühzeitiger Pensionierung, zog ich 1995 in die USA, um dort einen Verlag, Psychological Type Press Inc., zu gründen, der psychologische Testmaterialien an Universitäten, Colleges, Industrie, Army und Schulbehörden vertrieb.
In 2001 kehrte ich nach Deutschland zurück.